Göttertheater, Moschee, Merkurtempel und „Ende der Welt“: Lustwandeln mit Helmut Linke durch den Schlossgarten Schwetzingen
Nicht ohne Neid bezeichnete der Alte Fritz den Kurfürsten von der Pfalz und von Bayern Carl Theodor (1724 – 1799) als „Glücksschwein“. Denn durch Erbschaften waren diesem Ländereien und Besitztümer zugefallen, die sich andere Herrscher erst in Kriegen blutig erobern mussten.
Carl Theodor wäre heute vergessen – wenn es den Schwetzinger Schlossgarten mit der ehemaligen Sommerresidenz der Pfalzgrafen nicht gäbe. Drei bis vier Sommermonate waren in den Gebäuden etwa 3000 Personen untergebracht. Auf 72 Hektar verzahnen sich der französisch inspirierte Barockgarten – Besonderheit: achsiale Aufteilung und Symmetrie - und der aus England stammende, naturnahe Landschaftsgarten auf einmalige Weise. Gartenkunst, Architektur, Wasserspiele und Skulpturen mit Motiven der griechischen Mythologie , also ein „Göttertheater“, machen den besonderen Charakter des Gartens aus. Im ganzen Areal sind 86 Figurengruppen verteilt. Carl Theodor von der Pfalz ließ den Garten nach 1753 anlegen und hatte dabei Versailles im Kopf. Denn wie viele Fürsten seiner Zeit wollte er gern ein kleiner Ludwig XIV. sein.
Für den Ausflug nach Schwetzingen hatte Helmut Linke, Landschaftsarchitekt und Fachbereichsleiter Kunst bei der Aka, einen ganzen Tag veranschlagt. Das hat viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer überrascht, aber sie mussten sich bei der Rückfahrt gegen 18 Uhr doch eingestehen, dass es eine Menge zu sehen gab. Außer der harmonischen Kombination zweier unterschiedlicher Stilformen zeichnet diesen Garten noch eine Besonderheit aus: der Zirkelschlag (Rundweg) im mittleren Bereich, für den es keine Vorbilder in der europäischen Gartenkunst gibt.
Linke kennt alle Ecken und Winkel des weitläufigen Gartens und führte die Aka-Gruppe zu allen Überraschungsbauten, mit denen Carl Theodor einstmals seine Besucher entzückt hatte. Da gibt es einen Tempel der Botanik, Ruinen eines römischen Wasserkastells, einen Tempel des Merkur, das Badhaus, eine Orangerie, eine Rheinlandschaft-Illusion („Ende der Welt“) und eine Moschee mit zwei Minaretten und einem türkischen Garten mit Wandelhof. Der Reiz des Gartens besteht in den vielen wechselnden Staffagen. Nahtlos schließt sich ein Obst- und Kirschgarten an, dessen Früchte in der kurfürstlichen Küche ebenso verwendet wurden, wie die Fische aus den Teichen.
Eigentlich ist Schwetzingen gar nicht so weit von Darmstadt entfernt – deshalb liebäugeln manche Aka-Mitglieder schon jetzt damit, am 24. Juli zum Event „Schloss in Flammen“ in den schönen Schlosspark zurückzukehren. Sie sind dank dieses Ausflugs zu Schlosspark-Fans geworden.
Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj