Wer nicht gerne verreist, bleibt entweder zu Hause oder sucht sich überschaubare und nahe Ziele. So Wolfram Tischendorf, der uns in einer Bildershow zu seinem 6-tätigen Trip durch Lettland und Litauen mitnahm.
Tischendorf ist nach eigenem Geständnis ein begeisterter Fotograf und so konnten ihn die lohnenden Foto-Objekte der beiden baltischen Länder über seine Reiseunlust gut hinwegtrösten.
Für die Anwesenden war somit der Vortrag auch mehr vom Schauen geprägt als vom Zuhören, dafür bekamen sie anregende optische Eindrücke geliefert.
Riga, die Hauptstadt Lettlands, sieht auf den ersten Blick wie jede europäische Hauptstadt aus. Mit dem zweiten Blick (bekanntlich der bessere…) fallen die vielen Kirchen auf. Man merkt es: Lettland ist - sein Nachbarland ebenso - stark im katholischen Glauben verwurzelt. Die vielen klassizistischen bzw. jugendstilhaften Fassaden von Wohnblocks in der Altstadt sind nach den Kriegsschäden liebevoll wieder hergerichtet oder neu aufgefrischt. Türmchen, Erker, Fratzen, Köpfe und Ornamente - vieles gibt zu entdecken. Dabei muss man der Sicherheit wegen stehen bleiben; das komplett erhaltene Kopfsteinpflaster macht es nötig. Dazwischen findet man vereinzelt niedrige Holzhäuser der vorangegangenen Epoche. Herausragend sind dann wieder die prächtigen gotischen Gildehäuser wie das Schwarzhäupterhaus, überkommen aus der Hansezeit; im Krieg zerstört und jetzt in alter Pracht rekonstruiert. Deutsche, Schweden und Russen haben ihre Spuren zu verschiedenen Zeiten in Riga hinterlassen.
Das litauische Vilnius wirkt mit seinen insgesamt 56 Kirchen noch frommer. Der Dom mit tempelartigen Vorbau, die figurenreiche Universitätskirche und eine aus Backsteinen errichtete Kirche beeindrucken den Touristen am stärksten. Die backsteinerne Wasserburg Trakai, das kirchenähnliche Rathaus von Kaunas und das Kloster Pazaislis des Kamaldulenser-Ordens machen hier mit schlichter Größe, dort mit barocker Pracht Eindruck.
Eines der größten Museumsdörfer in Europa befindet sich bei dem Ort Rumsiskes; es beherbergt - ähnlich dem uns geläufigen Hessenpark - originale, hier zusammengeführte und wieder aufgebaute alte Bauernhäuser, Mühlen, Schulen etc. aus allen litauschen Landesteilen. Auch die große russische Verschleppungsaktion von Litauern nach Sibirien im und nach dem 2. Weltkrieg war dort ein Thema für die Reisegruppe Tischendorfs. Sie erfuhr von einer der letzten Überlebenden von ihrem jahrelangen grausamen Schicksal fern der Heimat.
Von dem stummen, aber bemerkenswerten Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft erzählt der „Hügel der Kreuze“. Trotz mehrfacher Räumung durch die russischen Besetzer wurden dort von der Bevölkerung damals (und bis heute erhalten) zehntausende von Kreuzen, kleine und große, auf engstem Raum errichtet oder abgelegt - religiöses Heiligtum und politischer Protestort in einem.
Der Abschluss der Reise führte an die See - die Ostsee natürlich. Zum Baden zu kalt war sie, die See, aber man kann sich gut vorstellen, dass ein Erholungsurlaub in den prächtig erhaltenen, hölzernen Villen ein Genuss sein könnte.
Text: Klaus-Peter Reis / Fotos: Wolfram Tischendorf