Mit Frau Dr. Frieß, der langjährigen Chefärztin der Klinik für Anästhesie und Schmerztherapie am evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim, macht das Klinikum Darmstadt einen erneuten Anlauf zum Aufbau einer Abteilung für „Multimodale Schmerztherapie“ im Marienhospital.
In Ihrem Vortrag bei der Akademie 55plus stellte Frau Dr. Frieß eindringlich dar, wie aus Schmerz, einem Warnsignal dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist, ein konstantes Schmerzerlebnis werden kann, das anhält, auch wenn die körperliche Ursache behoben ist.
Die Schmerzen bereiten sich aus auf Körperteile, die zuvor nicht betroffen waren. Sie widerstehen jeder herkömmlichen Therapie und plagen den Betroffenen so sehr, dass er sein normales Leben oft nicht mehr weiterführen kann, möglicherweise seinen Arbeitsplatz verliert.
Um die Ursachen für chronische Schmerzen herauszufinden, bedarf es einer genauen Analyse. So reicht es nicht, bei chronischen Rückenschmerzen akribische Untersuchungen der Wirbelsäule durchzuführen, denn es sind oft die psychischen oder sozialen Begleiterscheinungen, die einen Schmerz chronisch werden lassen. Wichtig für die Diagnose ist daher das Gespräch mit dem Patienten. Welche traumatischen Erfahrungen können eine Rolle dabei gespielt haben, dass sich der Schmerz so tief ins Gedächtnis eingegraben hat?
Die Diagnose beginnt mit dem Ausfüllen eines umfangreichen Fragebogens. Dieser ist dann die Grundlage für ein ausführliches Gespräch mit Frau Dr. Frieß in der ambulanten Sprechstunde im Marienhospital.
Ist man den Ursachen für die Schmerzen auf die Spur gekommen, wird - gemeinsam mit dem Patienten - ein umfassendes Konzept für eine sechzehntägige stationäre Therapie entwickelt. An dieser sind Therapeuten aus den verschiedenen Bereichen (Psychotherapie, Kunsttherapie, Ergotherapie, Sozialarbeit…) beteiligt.
Ziel ist es, eine Veränderung herbeizuführen, „dem Schmerz die Stirn zu bieten“ (Dr.Frieß), Ressourcen zu aktivieren, Strategien zu entwickeln: „Was kann ich tun, um mit diesem Krankheitsbild zu leben, um wieder Spaß am Leben zu haben?“
Multimodale Schmerztherapie ist personalintensiv und daher auch kostenintensiv. Dies ist ein Grund, weshalb oft Krankenkassen dieses Konzept – trotz dokumentierter Erfolge - nicht vorbehaltlos unterstützen.
Margret Wendling
Lesen Sie auch den Artikel im Darmstädter Echo: Wenn der Schmerz zur Krankheit wird