Im Gegensatz zu Wien, Leipzig oder zum nächsten Jahreswechsel Budapest, hat Hannover nicht wirklich den Ruf, eine aufregende Stadt mit großem Vergnügungspotential zu sein. Da sieht man mal wieder, wie man sich täuschen kann! Ein kleiner Bus, also eher ein „Büs-chen“ transportierte eine Gruppe von Mitgliedern des Theaterrings und der Aka55plus in die niedersächsische Hauptstadt Hannover, die uns mit Sonnenschein begrüßte.

Eine Fahrtunterbrechung war die Führung durch einen Teil der weltbekannten Herzog August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Unzählige Meter in weißliches Leder gebundener Bücher sind scheinbar zunächst nicht so beeindruckend wie die bunteren Inhalte der Anna Amalia - Bibliothek (Weimar) oder der Nationalbibliothek in Wien. Im Zusammenhang mit der Geschichte der herzoglichen Sammlung erwecken sie jedoch einen imposanten und staunenswerten Eindruck.

Freitag, 30.12. Hey, früh aufstehen???? Um 9:00 Uhr war Aufbruch zu einer Stadtrundfahrt: das eindrucksvolle Neue Rathaus, dann Schlossmuseum Herrenhausen mit den prächtigen Gärten, (die man sich im Sommer besser vorstellen kann!). Immer noch schien die Sonne! Wie üblich war nach dem Besuch des informativen und geschmackvoll eingerichteten Schlossmuseums wenig Zeit, um die weitläufigen Gärten zu erkunden.

Unser charmanter Fahrer hatte den Pförtner betört, so dass er zur Theaterführung am Nachmittag und abends zur Vorstellung direkt vor dem Theater parken konnte. „Nussknacker und Mausekönig“, fantastisch getanzt vom Hannoverischen Ballett; inhaltlich etwas abweichend vom Original, aber hundert Mal besser als die Aufführung der Mariinsky-Companie (St. Petersburg) neulich in Darmstadt.

Samstag, 31.12. Schon wieder früh raus, schon wieder eine Überraschung: Hildesheim ist im Stadtkern mit Marktplatz, Dom und St. Michaelskirche (Weltkulturerbe) viel schöner als vermutet. Der tausendjährige Rosenstock an der Mauer des Domes ist jahreszeitlich bedingt etwas „derrabbisch“ (karg ), aber garantiert über 1200 Jahre alt!!!
Leider dehnte die Stadtführerin ihren Vortrag tempomäßig und sprachlich sehr aus, so dass der heute eisige Wind die Zuhörer von allen Seiten, auch von unten, so richtig tiefkühlte. Gut, dass die Inkubationszeit für Erkältungen länger als einen Tag dauert, so dass wir am Abend an der Silvestergala mit großem Buffet in unserem Hotel teilnehmen konnten. Unsere ca. 320 Mitfeiernden verschonten uns glücklicherweise mit Schunkelei und der Frage, ob denn der alte Holzmichel noch lebt.

Beim Neujahrskonzert am Sonntagmorgen glänzte zwar bereits die eine oder andere Nase, aber dezentes Räuspern oder kleine Hüsterchen wurden von der schmissigen Musik im Stil des Neujahrskonzertes in Wien grandios übertönt. Hunderte bunte Luftballons schaukelten zum Schluss vom Theaterhimmel. Die begeisterten Besucher pieksten sie alle an und erzeugten noch einmal eine friedliche Neujahrs-Knallerei.

In einem großen Café gab es als Abschiedsgeschenk Kaffee und Kuchen, dann ging es zurück ins Hotel: Ausruhen, Kofferpacken, Abendessen…kein Fernsehen, das war seit Freitag ausgefallen. Hat es jemand vermisst?

Als weitere Überraschung schneite es in der Nacht zum Heimreise-Montag. Die Straßen waren jedoch frei. Ein Stopp mit Mini-Stadtführung im puderzuckrigen Hannoversch-Münden, gemeinsames Mittagessen – dann ging es flott nach Hause. Trotz Heizung und wärmender Decken bitzelte schon mal eine Nase, kratzte es dem oder jenem im Hals, und so manche Augen nahmen schon einmal eine kleine Mütze Schlaf vorweg, denn so eine interessante Reise macht müde.

Text: Marika Dietrich / Foto: Wolfgang Zimmermann