Seit August 2015 ist Lars Hennemann Chefredakteur des Darmstädter Echos. Seitdem hat sich viel verändert. Zum Positiven zumeist, wie ihm bei seinem Auftritt bei der Akademie 55plus am 16.Januar 2017 im Literaturhaus von den Zuhörern bescheinigt wurde, die trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse und Streik der öffentlichen Verkehrsmittel zahlreich erschienen waren.
Groß waren die Befürchtungen der Leser, als ihr Echo 2015 von der Verlagsgruppe Rhein-Main mit Sitz in Mainz übernommen wurde, die täglich 29 Zeitungsausgaben in Hessen und Rheinland-Pfalz herausgibt. Der Mantel, der überregionale Teil der Zeitungen, wird seitdem zentral produziert, Hauptaufgabe der regionalen Redaktionen ist der Lokalteil.
Hennemanns Credo: "Als Zeitung kann man nicht lokal genug sein." Davon ausgehend, dass die Leser am Morgen danach nicht in erster Linie das noch einmal serviert bekommen möchten, was sie am Abend vorher schon in der Tagesschau oder im Heute-Journal gesehen haben, konzentriert sich die Darmstädter Echo-Redaktion auf den Lokalteil der Zeitung. Dabei ist es wichtig, so Hennemann, dass die Leser ausführlich darüber informiert werden, was in ihrer Stadt und ihrer Region vor sich geht. Zugenommen hat auch die Anzahl der Kommentare - mit Foto und vollständigem Namen. Und der E-Mail-Adresse des Redakteurs, damit die Leser Gelegenheit haben, zu reagieren.
Lars Hennemann ist Jahrgang 1968 – 1968 stieg Petra Neumann-Prystaj beim Darmstädter Echo als Volontärin bei der Lokalredaktion ein. Zeitungsartikel, so berichtete sie, wurden zu ihrer Anfangszeit auf der mechanischen Schreibmaschine getippt und Schere, Leimtöpfchen, Pinsel und Einklebebuch waren wichtige Instrumente für Volontäre und Redakteure, die mit deren Hilfe eigene Archive erstellen sollten. Mit Chauffeur wurde man zu Terminen gefahren und um 12:30 Uhr traf man sich zur „Atempause des Redaktionstages“ in der Kantine.
Solche Atempausen sind im Tagesablauf von Chefredakteur Hennemann eher selten. Überhaupt habe sich die Geschwindigkeit, mit der Nachrichten präsentiert werden müssen, dramatisch verändert. Insbesondere Online-Journalisten müssen – in Schichtarbeit - rund um die Uhr erreichbar sein.
Pro und kontra – Debatten, Vorstellen von Menschen, die in Darmstadt leben („Kenne ich Sie?“) wurden vom Publikum als richtige Ansätze gelobt. Kritisiert wurde, dass die Rechtschreibung häufig vernachlässigt werde, zu wenig Platz für die Ankündigung von Vereinsnachrichten vorhanden sei und Termine oft nicht stimmen würden.
Wie er die Zukunft des Echos sehe? Das nächste Projekt, so Hennemann, sei die Anreicherung der Samstagsausgabe mit mehr hochwertigem Lesestoff. Ansonsten werde sich in den kommenden Jahren nicht viel ändern. Die Redaktion werde auch in fünf Jahren noch ein „Kontrollzentrum gegen Falschmeldungen“ sein. In welcher Form die Zeitung gelesen werde, ob als Papierausgabe oder in digitaler Form, sei dabei nebensächlich.
Margret Wendling