Selten erlebt man, dass sich forschende, fotografierende Wissenschaftler und neugierige Laien am selben Ort über den Weg laufen. Als die Aka-Gruppe die Ausstellungsräume des „Historischen Museums der Pfalz Speyer“ betrat, hielten sich dort gerade Experten der Universität Bonn auf. Unter Leitung von Professor Dr. Nikolai Grube wollen sie nicht nur das Rätsel der Maya-Königsstädte lüften, sondern auch die Hieroglyphen dieses indigenen Volkes ergründen. Etwa 800 Bildzeichen sind bereits entschlüsselt – rund 1600 weitere noch zu knacken.

Erst seit dem 19. Jahrhundert wird die Kultur der Mayas in ihren verschiedenen Stadien (3000 vor Christus bis 1697) erforscht. Sie gründeten im Regenwald Stadtstaaten und wurden von Gottkönigen beherrscht. Gelebt haben sie in Teilen des heutigen Mexiko, Yukatan, Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras. Rund hundert ihrer Städte wurden wiederentdeckt, 200 dürften noch unter Grasnarben versteckt sein.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung waren die Grabungsergebnisse in Uxul (Mexiko), einem Stadtstaat mit 5,5 Quadratkilometer Fläche. Etwa 40.000 bis 70.000 Einwohner sollen dort gelebt haben. Die Forscher entdeckten Steinhäuser, die sie dem Adel zuschrieben, und Holzhütten von Bauern, die auf den Feldern Bohnen, Mais, Kürbis und Chili anpflanzten. Die Mayas glaubten, sie seien aus Mais geschaffen und verehrten daher auch einen Maisgott.

23 kleine Tonfiguren, Beilagen eines Grabes in El Peru, stellten den Hofstaat eines Königs dar. Auch Zwerge und Bucklige gehörten dazu. Die Mayas nahmen wohl an, dass diese einen engeren Bezug zu den Göttern haben. Manchen Figuren fehlen die Augen. Wahrscheinlich versetzte sich der Hofstaat mit berauschenden Mitteln in Trance, vermutet die Kunsthistorikerin Gabi Tagscherer, die die Aka-Gruppe durch das Museum führte.

Zu besonderen Anlässen tranken die Adligen Kakao mit Chili und Wasser aus bunt bemalten Bechern. Ob die Mayas Menschen opferten, ist nicht bekannt. Fest steht nur, dass sie bei kriegerischen Auseinandersetzungen keine Gefangenen machten.

Die Wissenschaftler rätseln, warum die Mayas schon vor der Invasion der Spanier im 16. Jahrhundert nach Norden zogen und ihre Stadtstaaten verfallen ließen. War eine Dürreperiode der Auslöser? Dr. Grube, Professor für Altamerikanistik, glaubt, dass ein zermürbender, langer Krieg zum gesellschaftlichen Zusammenbruch und zur Schwächung des Königtums führte.

Die Aka-Gruppe versäumte nicht, anschließend den Speyerer Dom in unmittelbarer Nachbarschaft des Museums zu besichtigen, ein Weltkulturerbe. Seine Geschichte ist vielen vertrauter als die fremdartige Kultur der Mayas. Und auch an gekrönten Häuptern mangelt es dort nicht: In der Krypta des Doms sind acht deutsche Kaiser und Könige und vier Königinnen begraben.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj