Für den Informationsbesuch des modularen Innovationszentrums bei Merck interessierten sich 55 Aka-Mitglieder. Das Unternehmen zeigte sich flexibel und organisierte für den Besichtigungsteil drei Gruppen. Für vorausgehenden Informationsteil stand ein Vortragssaal zur Verfügung.

Mit eindrucksvollen Zahlen eröffnete Frau Pressler-Rickert ihre Ausführungen: Seit 1668 die älteste Arzneimittelfabrik der Welt; 50 000 Mitarbeiter in 66 Ländern, davon fast 10 000 in Darmstadt; einen Jahresumsatz von 12,8 Milliarden Euro und davon gehen 1,7 Mrd. jährlich in die Bereiche Forschung und Innovation. Und damit waren wir beim Thema.

Merck ist ein echter Global Player mit Hauptsitz und Hauptproduktionsstandort in Darmstadt. Seit 2007 ein Dax-Unternehmen mit immer noch 70 Prozent Familienanteilen. Wer sich auf Weltniveau bewegt, ist zur Innovation verpflichtet. Nicht nur die Produktion unterliegt ständigen Prozessen der Neuerung und Verbesserung, sondern die ganze Firmen-Philosophie ist im Fluss. Als Motto für diesen Prozess nannte uns der Experte Tobias Weitzel „NEUGIERIG SEIN“. Galt Merck nach eigenem Bekunden bis vor wenigen Jahren als etwas behäbig und traditionell, so hat sich das Firmenkonzept stark gewandelt. Neue Ansichten einer Arbeitskultur wenden sich gegen interne starre Regeln und streben nach einer offenen, zukunftsorientierten Arbeitshaltung bei allen Mitarbeitern. Was man in Japan Kaizen nennt, sind langfristige Lernprozesse, die jede Routine ständig hinterfragen. Diesen Prozess soll das gerade für 69 Millionen entstehende Innovationszentrum an der Frankfurter Straße als Gebäude dokumentieren. (Artikel über die bautechnischen und stadtarchitektonischen Aspekte im Darmstädter Echo > hier.

Merck investiert seit August 2015 in Innovation Center Accelerator (Motor, Impulsgeber). Was man im Sport als Kaderschmiede bezeichnet, wird hier im Sektor Talent, Forschung, Wirtschaftskraft beschleunigt entwickelt. Konkret werden gut ausgebildete Leute mit unterschiedlicher wissenschaftlicher Herkunft in Dreiergruppen mit den besten Bedingungen und einem Etat von 50 000 Euro als sogen. Gründer-Teams gebildet. Die Accelerator-Methode stellt eine konkurrenzfreie Austauschplattform mit sieben großen Projektionsflächen (Großraumbüros), einer speziellen multimedialen Bibliothek und eigenem Mitarbeiterrestaurant dar. Rückzugsnischen mit bequemen Couches bilden den Rahmen für Think Tanks (Denkzellen) als Brutstellen für die neuen Ideen der Gründerteams. Nach dreimonatigen Startups stellen diese Teams einem Komitee des Accelerator Programms ihre Ergebnisse in Form von Ideen und Zielen vor. Merck bleibt bei Verselbständigung als Sponsor oder Teilhaber mit den Gründern in Verbindung.

Das modulare Innovation Center umfasst neben speziellen Forschungslabors (ganz aktuell Augenchirurgie!) auch eine Akademie, die das ständige Weiterlernen aller Mitarbeiter fordert und fördert. Die Schicht der kreativ Arbeitenden kann die Vertrauensarbeitszeit, also außertarifliche freie Arbeitszeit, in Anspruch nehmen.

Fazit: Man sollte der Aussage von EU-Kommissar Günther Oettinger, dass die Region Darmstadt/Heidelberg das’ Silicon Valley Europas’ werden könne, Beachtung schenken.

Text: Walter Schwebel / Fotos: © Merck KGaA, Darmstadt Deutschland