riwwelmaddhesSo stellte sich Günter Körner (auch als Riwwelmadhes bekannt) der neugierigen Zuhörerschaft im Literaturhaus vor, neugierig auf „450 Jahre Residenz Hessen-Darmstadt“. Wie immer, wenn Körner sein Darmstadtwissen in Rundgängen oder Vorträgen präsentiert, finden sich interessierte Akaler/innen ein.

G. Körner verspricht humorvolle Unterhaltung und Detailwissen. Man lernt wieder etwas dazu, auch wenn man meint, alles in Darmstadt zu kennen.

In diesem Jahr feiert die Stadt „450 Jahre Residenz“. 1567 entstand die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und wurde in den Wirren der napoleonischen Kriege zum Großherzogtum. Als Hessen-Darmstadt 1815 dem Rheinbund beitrat, wurde es Sitz der Großherzöge von Hessen und bei Rhein. An der Geschichte der Ludwigs, Georgs und Ernst Ludwigs zeigte Körner die verwirrende Geschichte der Residenzstadt auf, bis zu den Großherzögen, immer wieder garniert mit Fotos von Denk- und Grabmälern, Plätzen und Straßennamen, die noch heute an diese Zeiten erinnern.

Philipp I Hessen portrait hans krellEinige der Landgrafen prägten Darmstadt in besonderer Weise, Philipp der Großmütige, einer der bedeutendsten Landesfürsten brachte die Reformation nach Darmstadt. Nach seinem Tod 1567 wurde Hessen unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Sein Sohn Georg I., auch Georg der Fromme genannt, bekam Hessen-Darmstadt und begann zielstrebig die Residenzstadt zu gestalten und das Schloss zu erweitern. In dieser Zeit wurde die Seidenindustrie gefördert, Maulbeeren wurden als Nahrungsquelle für die Seidenraupen benötigt. Daran erinnert heute noch die Maulbeerallee.   Georg I. starb 1596 und ist im Chor der Darmstädter Stadtkirche, die er hatte ausbauen lassen, begraben.

Im 17. Jahrhundert regierte zunächst Georg II. Er verwirklichte den Gedanken einer Lateinschule, das Pädagog wurde gebaut. Unter seinem Nachfolger Landgraf Ernst Ludwig wurde Darmstadt von den Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. zerstört, das Schloss wurde neu aufgebaut, aus Geldmangel jedoch nur zwei Flügel der vorgesehenen vier. Ernst Ludwig und sein Sohn Ludwig VIII. gingen als die Jagdlandgrafen in die jagdschloss kranichstein 1760Geschichte ein. Aber nicht nur das. Es war auch die Blütezeit der Oper in Darmstadt. Die Regierungsgeschäfte führte Ludwig vornehmlich von seinem Jagdschloss Kranichstein aus. Unter der „Großen Landgräfin“ Caroline, der Frau des „Soldaten“landgrafen Ludwig IX., beginnt ein neuer geistiger und kultureller Aufschwung. Kurz vor ihrem Tod erlebte Karoline noch die Vermählung ihrer Tochter mit dem russischen Thronfolger, die Friedrich der Große vermittelt hatte. Die Regierungszeit von Ludwig X., ab 1806 Großherzog Ludewig I. ist geprägt vom Liberalismus, dem Umbruch vom absolutistischen zum konstitutionellen Herrschaftssystem in Hessen-Darmstadt. Seine ersten Entscheidungen waren Verordnungen für mehr Freiheiten der Katholiken und Juden im Land. 1817 wird zwar die erste katholische Kirche (Runde Kirche) errichtet, aber Glocken nicht erlaubt.            

Ernst ludwig von Hessen120Unter dem letzten Großherzog Ernst Ludwig erblühte die Kunst und das Kunsthandwerk auf der Mathildenhöhe. Von 1899 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wirkten in Darmstadt namhafte Künstler – unter ihnen Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens.  
1919 musste der Großherzog abdanken und die Künstlerkolonie löste sich auf. Bei einem Flugzeugabsturz 1937 kam fast die ganze großherzogliche Familie ums Leben. Sie waren auf dem Flug zur Hochzeit in England. Sie alle sind im Park Rosenhöhe begraben.

Das reichhaltige Wissen von Körner ist beeindruckend und es schwirrt einem der Kopf von so viel kleinen und großen Ereignissen, Verbindungen der Fürstenhäuser, Ehen und Nachkommen. Zu vielen Fakten fällt dem Referenten eine kleine Geschichte ein. Man kann sich das wirklich nicht alles merken, deswegen empfiehlt sich immer mal wieder ein Gang durch Darmstadt mit Günter Körner oder ein Vortrag von ihm zur Stadtgeschichte.

Sigrid Geisen