Aka-Workshop mit Rolf Wollner über den Kultfilm der siebziger Jahre

Mit sechzehn hat Aka-Kursleiter Rolf Wollner den 1968 gedrehten US-Film „Easy Rider“ das erste Mal gesehen – und seitdem schon über hundertmal. So stark fühlt er sich von ihm angesprochen. Für den 1954 geborenen leidenschaftlichen Motorradfahrer und ehemaligen Altenheim-Leiter ist der Kultfilm von Peter Fonda und Dennis Hopper ein Gesamtkunstwerk und eine Hommage an das Lebensgefühl der Hippie-Zeit.

Dazu trägt auch die Freiheitshymne „Born to be wild“ der Rockgruppe „Steppenwolf“ bei. In dem verstörend endenden Road Movie erkannte sich die junge Generation wieder, die im alten, verknöcherten Amerika gefangen war.

Mit Aka-Mitgliedern diskutierte Wollner in Form eines Workshops über den Film, der von zwei Subkulturen handelt, den Motoradfahrern und den Hippies. Darin wird der Konsum von Drogen – Kokain, Marihuana, LSD - ebenso wenig hinterfragt und problematisiert wie Sex mit Zufallspartner(innen). „Easy Rider“ ist, wie Wollner erklärte, ein Slangwort für einen Freier, der von einer Prostituierten umsonst bedient wird.

Wie wirkt der Kultfilm knapp 50 Jahre nach seinem Start auf die Betrachter? Mit ihren Frisuren und ihrer Kleidung würden die Schauspielerinnen und Schauspieler auch heute kaum auffallen, aber es ist unwahrscheinlich, dass junge Männer noch wegen ihrer langen Haare oder ihres Halsschmucks diskriminiert werden. „Born to be wild“ fühlen sich inzwischen nicht nur die Jungen und Aufmüpfigen. Immer mehr Rentner und Frauen setzen sich den Motorradhelm auf und genießen das Gefühl von Freiheit und Mobilität. Und die Hippiekultur? Die ist völlig out.

In dem Film werden wenige - zu wenige - Worte gewechselt, dafür darf die Landschaft für sich sprechen. Die Protagonisten wirken ziellos, ihr Leben dümpelt uninteressant dahin. „Wir sind Blindgänger“, erkennt „Captain America“ (Peter Fonda). Oder, korrekter übersetzt: „Wir haben es vermasselt.“ Über den TÜV von 2017 würden die Chopper-Motorräder von Fonda und Hopper nicht kommen: Sie haben keine Blinker, keine Vorderrad-Bremsen, keine Federung, wie Motorrad-Fachmann Wollner anmerkte.

Er interpretiert den Film als ein Scheitern der Hippiebewegung. Damals stand das Thema Freiheit im Vordergrund, heute sind es Themen wie Sicherheit, Umverteilung und Umweltschutz. Wollner schloss mit einem Zitat des Schauspielers Peter Coyote: „Rückblickend sind die politischen Ziele der sechziger Jahre gescheitert, aber in kultureller Hinsicht hat sich vieles geändert: die Umweltbewegung, Bioernährung, die Frauenbewegung, alternative Medizin und alternative Spiritualität sind entstanden.“

Dennis Hopper starb vor sieben Jahren. Peter Fonda, inzwischen 77 Jahre alt, fährt immer noch Motorrad. Mit lichteren Haaren und Doppelkinnansatz.

Petra Neumann-Prystaj