Einen speziellen Wunsch habe sie sich mit der Einladung des Zauberkünstlers Andreas Krall erfüllt, sagte Moderatorin Petra Neumann-Prystaj und outete sich als langjähriger Fan von Zaubereien. Das waren wohl auch die anderen Besucher, die im völlig überfüllten Vortragsraum sogar auf den Tischen saßen und zwei Stunden lang der Veranstaltung „Zauberkunst im Barock“ lauschten: einem Mix aus magischen Kunststücken, einer wissenschaftlichen Annäherung ans Thema und einer One-Man-Show.

Andreas Krall war ursprünglich Wirtschaftspsychologe mit eigener Firma. Seit Anfang des Jahres ist er freiberuflicher Zauberkünstler und bietet „Theater mit Effekt“ - so der Titel seiner diversen Programme - an. Er ist Magier und Geschichtenerzähler, sieht sich als Fremdenführer in der Welt zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Realität und Phantasie. Er präsentiert sich als reisender Gelehrter in der Renaissance, als Gaukler des Mittelalters, als Unterhalter im höfischen Barock und in anderen Rollen.

Für die Veranstaltung in der Aka hatte er sich jedoch ein anderes Genre ausgesucht: In zwei Stunden führte er anhand von Bildern und Texten in die „Theater- und Zauberkunst“ im Barock ein und versuchte herauszuarbeiten, wie die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit sich auf die Kunst der Magie und des Theaters auswirkten.

Das Zeitalter der Reformation habe eine große Unsicherheit im Volke hinterlassen. Fanatiker hätten damals Hochkonjunktur gehabt. Auf der einen Seiten habe die Befreiung von überlieferten Glaubenssätzen zur Neugierde auf die Kunst des Zauberns geführt, auf der anderen Seite gab es heftigen Widerstand gegen Belustigungen dieser Art, der zu einer ausgeprägten Theaterfeindlichkeit führte.

Erst in der höfischen Gesellschaft des Barock habe man die Lust auf Theater und Magie wieder entdeckt – zumal man es sich in diesen Kreisen leisten konnte. Ludwig der Vierzehnte war der Retter. Er, der selbst jahrelang Ballett trainiert hatte, förderte die Künste nach Kräften. Im 16. Jahrhundert gab es einen regelrechten Theater-Boom. Vor allem in Italien und England wurden feste Theaterstätten gegründet. Die Zuschauer mussten Eintritt bezahlen. Zum ersten Mal bekamen die Darsteller eine Art festes Gehalt.

Ein interessantes Phänomen entwickelte sich im Zeitalter der Entdeckungen. Fahrende Wissenschaftler hielten Vorlesungen auf der Straße und stellten ihre Erfindungen vor. Die Marktplätze füllten sich zum Beispiel bei der Show „Auferstehung eines toten Vogels“ (mit Hilfe einer Vakuumpumpe).

So wählten die Gelehrten den gleichen Weg wie die Illusionskünstler, um ihre Entdeckungen unters Volk zu bringen: Bei beiden Berufsgruppen war der Andrang groß und auch das Staunen und der Applaus dürfte gewaltig gewesen sein.

Apropos Staunen: Das taten auch die Gäste der Aka, besonders zum Schluss, als nicht nur ein Orangenbäumchen in Sekundenschnelle erblühte, sondern auch der Ring der Moderatorin zunächst verschwand und dann über zig Umwege aus dem Inneren einer Nuss herausgeknackt wurde. Das verzauberte Publikum dankte für zwei „magische“ Stunden mit frenetischem Beifall.

Heidrun Bleeck