100 bekannte Schriftsteller wählten es im Auftrag des Osloer Nobelinstitutes 2002 zum „besten Buch der Welt“. Walter Schwebel und Christine Zimmermann stellten es jetzt im Literaturhaus einem großen Kreis von interessierten Aka-Mitgliedern vor. Die Rede ist vom Roman „Don Quijote“, geschrieben 1605 von Miguel Cervantes.
Gedacht als Parodie auf die Flut der verklärenden Ritterromane, war er nicht nur im 17 Jahrhundert erfolgreich, sondern ist berühmt bis heute und in den unterschiedlichsten Formen immer wieder verwendet: als Musical, als Comic, als Videoclip und natürlich als Spielfilm mit diversen berühmten Schauspielern.
Cervantes schrieb das Buch unter dem Titel „En ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha“ ursprünglich als Parodie auf die Ritterromane, die im ausgehenden Mittelalter die beliebteste Lektüre waren und ihre Leser mit immer phantastischeren Abenteuern in den Bann zogen.
Ein kleiner Landadliger lebt irgendwo in der Mancha in Spanien. Nachdem er unzählige Ritterromane gelesen hat, will er sich selbst ins Abenteuer stürzen und ewigen Ruhm erlangen. Er nennt sich Don Quijote, sein klappriger Gaul heißt Rosinante und ein dralles Bauernmädchen, das er in seiner Jugend verehrt, aber nie wieder gesehen hat, heißt Dulcinea. Seine Abenteuer sind verrückt und am Ende wird er fast immer verprügelt. Zur Verstärkung nimmt er als „Stallmeister“ einen Bauern – Sancho Panza -mit, der mit seiner praktischen und bauernschlauen Natur das Gegenteil seines idealistischen, realitätsfremden Herrn ist. Es folgen die berühmten Taten, die sogar in den sprichwörtlichen Wortschatz übergegangen sind. Wer hätte noch nie etwas vom „Kampf gegen die Windmühlen“ oder vom „Ritter von der traurigen Gestalt“ gehört?
Christine Zimmermann und Walter Schwebel hatten schon im Vorfeld viel Zeit in die Veranstaltung investiert: So waren an den Wänden der Bibliothek im Literaturhaus über 30 Kopien von Quijote- Darstellungen angebracht. Es wurden Reklamebilder und kurze Filmvorführungen gezeigt. Vor allem wurde der große Zuhörerkreis – allesamt Cervantes-Verehrer – immer weiter mit einbezogen. Sei es die Diskussion des Charakters von Don Quijote, sei es die Zuordnung der Eigenschaften, die schriftlich auf einem Fragebogen zu beantworten war: Es waren interaktive Stunden, die einen Bogen von Vorstellungen des 17. Jahrhunderts bis zu Erkenntnissen der heutigen Psychologie spannten. Und die bei den meisten Teilnehmern wohl am Ende den Wunsch auslösten, sich dieses geniale Werk noch einmal im dritten Lebensalter vorzunehmen.
Inzwischen gibt es nicht nur immer neue, verfeinerte Übersetzungen des spanischen Originals, sondern zum Beispiel auch ein Werk in der Reihe „Brockhaus Literaturcomics“, das man, bevor man es den Enkeln zum Geschenk macht, ruhig mal selbst lesen kann. Und vielleicht erkennt man an der einen oder anderen Stelle, dass die beschriebenen gesellschaftlichen Missstände bisweilen erschreckend „modern“ und aktuell erscheinen.
Heidrun Bleeck