Die Europäische Akademie Hessen lud zu einer Informationsreise nach Straßburg ein.
Die Kursleiterin Barbara von Saary, Vorstandvorsitzende der Europäischen Akademie Hessen, konnte dabei vor allem Aka-Mitglieder begrüßen. Leider mussten viele auch zu Hause bleiben, die Warteliste war sehr lang. 

 

Die Sonne schien vom blauen Himmel, die Staus waren erträglich, so dass wir pünktlich am Europäischen Parlament in Straßburg ankamen. Dennoch waren wir einen Tag zu spät, am Vortag hätten wir den neuen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier getroffen.
Schon auf der Fahrt konnten wir von dem umfangreichen Wissen Frau von Saarys profitieren und erfuhren viel aus der Geschichte Europas, seinen Institutionen und Problemen.

Von einem Mitarbeiter des Abgeordneten Michael Gahler wurden wir am Besuchereingang begrüßt und durch die endlosen Gänge geführt.
Nach einem Fototermin mit Michael Gahler ging es für kurze Zeit auf die Besuchertribüne im Plenarsaal, in dem gerade Anträge zum Brexit abgestimmt wurden. Leider gab es keine inhaltlichen Debatten, sondern viele Abstimmungen zum gemeinsamen Entschließungsantrag zu den Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich. Die Parlamentarier sprachen sich gegen finanzielle Zugeständnisse an London aus.
Der Brexit war auch ein Thema im Informationsgespräch mit Herrn Gahler.

Markus Pösentrup, Parlamentarischer Assistent und Büroleiter von Michael Gahler, setzte danach das Gespräch mit uns fort. Er gab einen Überblick über den Aufbau des EU-Parlaments und stellte die europäischen Institutionen vor.
Zwei Themen standen bei der anschließenden Fragerunde im Vordergrund: noch einmal Brexit und Türkei.
Das EU-Parlament kritisiert die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, will aber den Kontakt noch nicht völlig abbrechen. Sie sieht die Verhandlungen über die Zollunion als wahrscheinlich letzte Möglichkeit, weiterhin Druck auf Recep Tayyip Erdogan auszuüben.

Zum Mittagessen wurden wir in die Besucherkantine eingeladen. So gestärkt begann unsere Rundfahrt in die südliche Altstadt, mit unserem Gästeführer Dietmar Wolf, der sich als überzeugter und begeisternder Europäer erwies, aber auch als kompetenter Historiker und Kulturführer. Mit ihm bummelten wir durch das „Petit-France-Viertel“ (Mühlen- und Gerberviertel) und zum Münster. An verschiedenen Plätzen der zauberhaften Altstadt stellte er das alte, kriegerische Europa dem neuen friedlichen Europa gegenüber. Als Dietmar Wolf vor 38 Jahren nach Straßburg kam, wurden die Deutschen noch angefeindet und er hätte die Stadt am liebsten gleich wieder verlassen. Inzwischen gibt es deutschsprachigen Unterricht und man findet überall auch Straßen und Restaurants mit deutschen Namen. Wolfs Motto „Wir machen es schrittweise“ bezog sich nicht nur auf unseren Altstadtspaziergang, sondern auch auf die EU, die es gilt weiterzuentwickeln. Ein Höhepunkt der deutsch-französischen Zusammenarbeit ist für ihn die Ende April in Betrieb gehende Straßenbahn von Strasbourg nach Kehl.

Wir fuhren dann erschöpft mit unserem Bus nach Kehl und weiter nach Darmstadt und Georgenhausen. Alle waren sehr zufrieden mit dem äußerst informativen und interessanten Tag, der ihnen Europa und die Arbeit des Europäischen Parlaments näher gebracht hat. Herzlichen Dank an die Einladenden und Gastgeber. „Jetzt habe ich konkrete Vorstellungen vom Europaparlament“ so eine Teilnehmerin.

 

 

 Text: Sigrid Geisen, Foto: Fotograph Eu-Parlament