Rundgang entlang der ehemaligen Frankfurter Wallanlagen

Frankfurt besaß eine richtig schöne, zackige Stadtmauer mit Bastionen und Wassergräben. Sie wurde im 17. Jahrhundert im Halbkreis um den Main herum angelegt und sollte die Innenstadt vor feindlichen Attacken schützen. Doch als die Stadt wuchs und sich ausbreiten wollte, erwies sich die Wallanlage als Hemmnis, außerdem war sie nicht mehr zeitgemäß. 1802 beschloss der Magistrat, sie schleifen zu lassen.

Den Bürgern war es erlaubt, die Mauersteine für ihren Hausbau zu nutzen. Zwei Drittel der gewonnenen Fläche verkaufte die Stadt an Einwohner, die dort Gärten oder Gartenhäuser anlegen wollten, der Rest blieb öffentlicher Raum. Stadtgärtner Sebastian Rinz erhielt den Auftrag, auf diesen Grundstücken eine Grünanlage zu schaffen, die mithilfe der 1827 erlassenen Verordnung „Wallservitut“ vor einer Bebauung geschützt wurden. Diese Vorschrift gilt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – bis heute.

Eine Aka-Gruppe unter Führung von Frankfurt-Kenner Klaus-Peter Reis lernte die Mainmetropole bei einem etwa vierstündigen Spaziergang von ihrer grünen und blühenden Seite kennen. Der Rundgang begann am westlichen Mainufer, das die Einheimischen „Nizza“ nennen, weil dort wegen der geschützten Lage am Fluss viele mediterrane Pflanzen gedeihen, sogar Palmen. Wo einst die Mauern standen, dehnt sich nun halbkreisförmig der Anlagengürtel aus.

In der Untermainanlage gab es den ersten Stopp vor dem im Jugendstil gestalteten Märchenbrunnen. Er wird von einer Main-Nixe gekrönt, für die eine Wäscherin Modell gestanden haben soll. Die anschließende Gallus-Anlage ist nach einem verrufenen Gebiet benannt, das sich einst vor den Toren der Stadt befand – dort stand der Galgen. Ein Denkmal aus Edelstahlrohren gab der Darmstädter Gruppe Rätsel auf. Wer sollte damit gewürdigt werden? Die Auflösung: Goethe , der berühmteste Sohn der Stadt. Der spanische Künstler Andreu Alfaro nannte sein Werk, mit dem er Goethes schöpferische Energien zum Ausdruck bringen wollte, „Olymp von Weimar“.

Auf ihrem Spaziergang entdeckte die Gruppe Denkmäler für Schiller, Beethoven, Georg Marshall (US-Außenminister und Friedensnobelpreisträger), Lessing, Schopenhauer, Philipp Reis (Erfinder des Telefons) und Sebastian Rinz, jenen Stadtgärtner, dem Frankfurt die Gestaltung des Anlagenrings verdankt. Auf die Taunusanlage folgt die Liesel-Christ-Anlage, die Eschenheimer Anlage, die Friedberger Anlage und die Obermainanlage mit den allerletzten Resten der Stadtmauer. Drei Weiher, Spielplätze und der 1982 angelegte Bürgergartenmit dem Januskopf des ehemaligen Löwensteinschen Palais‘ boten Überraschungen und Abwechslung. Besonders gut gefiel der Gruppe das Nebbiensche Gartenhaus, das vom Frankfurter Künstlerclub für Lesungen und Ausstellungen genutzt wird, und der nach einer bekannten Bankiersfamilie benannte Bethmann-Park mit seinem chinesischen Garten.

Die vielen Eindrücken wurden in „Dribderbach“, also Sachsenhausen, bei einem guten „Stöffche“ in der alten Äppelwoi-Schenke „Dauth-Schneider“ bei Gesprächen vertieft. Ein herzliches Dankeschön galt Klaus-Peter Reis, dem es gut gelungen ist, den Darmstädtern die Frankfurter Stadtgeschichte anschaulich nahezubringen.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj