wacker nuesselerBei strahlendem Sonnenschein fand eine Gruppe der Aka55plus mit ihrem Kursleiter Jürgen Sotscheck den Weg zur Kaffeerösterei Wacker, schon bald angezogen von einem köstlichen Kaffeeduft. Auf knapp 400 qm werden dort täglich die erlesensten Kaffeesorten im traditionellen Langzeitröstverfahren geröstet. Bei Wacker angekommen hieß es erst einmal: Was darf es sein? Espresso, Cappuccino, mit oder ohne Koffein – alles frisch geröstet. Dazu wurde leckerer Kuchen serviert.

In einem Lichtbildvortrag erfuhren wir einiges zur Geschichte dieser nicht nur in Frankfurt bekannten privaten Rösterei. Bereits 1914 eröffnete Luise Wacker ein Feinkostgeschäft mit eigener Rösterei. Das große Angebot an täglich frisch geröstetem Kaffee ließen es schnell zu einer Frankfurter Institution werden – und das ist bis heute so geblieben. Auch Erster und Zweiter Weltkrieg konnten dem Erfolg des Unternehmens nichts anhaben.

In der Bombennacht 1944 wurde das Stammhaus komplett zerstört, jedoch bald wieder aufgebaut. 2002 zog die Rösterei nach Fechenheim um. Fünfmal findet man außerdem Wacker´s Kaffeestuben in Frankfurt.

Von einem Mitarbeiter des Unternehmens, Lukas Gerner, der sich selbst als „Mädchen für alles“ bezeichnete, wurden wir in die faszinierende Kaffeewelt geführt. Übrigens: Kaffee ist nach Erdöl zweitwichtigstes Handelsgut.

Zur Herstellung von Wacker´s Kaffee wird überwiegend Hochland-Arabica verwendet. Wir erhielten interessante Informationen rund um Anbau und Verarbeitung der Kaffeepflanzen. Der Rohkaffee kommt aus vielen Teilen der Welt, vor allem aus Zentral- und Südamerika, Südostasien und Ostafrika. Rund um den Globus wird das ganze Jahr über irgendwo Kaffee geerntet, aber leider nicht immer von guter Qualität.

Berühmteste und häufigste Plantagenpflanzen sind Arabica (70%) und Robusta (30%).

Bei den Anbaubedingungen spielen Höhe, Boden, Temperatur, Niederschlag und Sonnenstunden eine Rolle. Erntemethoden unterscheidet man zwischen Picking(manuell) und Stripping(maschinell). 90% wird mit der Pickingmethode geerntet, die maschinelle Bearbeitung zerstört zu viel vom Strauch.

Wir erfuhren viel über Kaffeekirschen, Erntezeiten, Kaffeekäfer und Pilzkrankheiten. Das interessierte Aka-Publikum stellte dazu immer wieder Fragen, die Lukas Gerner gern und mit viel Begeisterung beantwortete. Ausführlich wurde der Verkostungsvorgang beim Einkauf des Rohkaffees erläutert. Tester verkosten den Kaffee, nachdem vorher die äußere Beschaffenheit kontrolliert wurde. Der Kaffee wird bei ca. 95 Grad gebrüht. Zu unserem Erstaunen erfuhren wir: „Geprüft wird lauwarmer Kaffee, nach ca. 20 Minuten zeigt der Kaffee sein wahres Gesicht“.

Sehr interessant auch die Informationen zum Kaffeeverbrauch. 7Kg Rohkaffee verbraucht jede/r Deutsche im Jahr, das bedeutet 150 Liter Kaffee. Die Finnen stehen an der Spitze der Kaffeetrinker, sie verbrauchen die doppelte Menge. Und was wir dabei an Steuern zahlen erstaunte uns alle. Es sind pro Kilogramm gerösteten Kaffee 2,19 €. Ein reeller Mindestpreis wäre 5,70 bis 5,90 € pro Pfund Kaffee, nach Meinung des Referenten. Und davon bekommt der Kaffeebauer gerade mal ca. 7%.

Es folgten Fragen und gute Tipps zur Aufbewahrung und Haltbarkeit von Kaffee. Auch die Methoden des Kaffeekochens waren ein Diskussionsthema. Unser Referent empfahl „Wie es einem gefällt.“

Erst durch das Rösten werden die Kaffeebohnen veredelt und erhalten so ihr einzigartiges Aroma und farbliches Erscheinungbild.

Wacker praktiziert das handwerkliche Langzeitrösten im Trommelröster seit 1914. Es stellt einen fundamentalen Unterschied zum dem heute üblichen industriellem Rösten dar. Weit über 40 verschiedene Kaffees und Espressi werden hier geröstet. Espresso wird wenige Minuten länger geröstet als Filterkaffee. In der Rösterei bekamen wir den Trommelröster bei der Arbeit vorgeführt. Der Röstvorgang selbst dauert etwa 15 bis 20 Minuten bei einer Temperatur von ca. 210 Grad. Industriekaffee dagegen wird bei 450 Grad in kürzerer Zeit geröstet. Nach dem „Aufknacken“ der Bohnen und der ständigen Kontrolle bis zur gewünschten Bräune wird der Kaffee sofort im Kühlsieb abgekühlt und anschließend verpackt. So kommt er täglich frisch geröstet in die Kaffeestuben. Beliefert werden auch Läden und Restaurants im Rhein-Main-Gebiet.

Als Geschenk erhielten wir 250g frisch gerösteten Kaffee, nach Wunsch ungemahlen oder gemahlen. Damit durchzog bei der Heimreise Kaffeeduft die S-Bahn. Alle waren sich einig: ein toller Nachmittag!

Sigrid Geisen / Foto: Werner Nüsseler

> Video über den Besuch von Werner Nüsseler