170px neue kaisermuehle in eberstadtWer sich einmal über die Eberstädter Geschichte informieren möchte, kann einen reizvollen Einstieg über die Eberstädter Mühlen nehmen. Entlang der Modau und des Berbachs zählen die lokalen Historiker seit dem späten 14. Jahrhundert insgesamt zehn Mühlen.

Einige davon sollten wir bei der gemütlichen Eberstädter Mühlentour mit der erzählfreudigen Friedel Lausberg am 21. Mai kennen lernen.

Die ältesten sind die Obere und Untere Wiesenmühle, die in den Archiven von 1369 erstmals auftauchen. Dieses aus zwei Gebäuden bestehende Anwesen hieß lange Zeit „Frankensteiner Mühle“ und gehörte den Katzenelnbogener Grafen. Lange Zeit hatten sie die alleinigen Mahlprivilegien im Ort. Beide Gebäude sind heute gut saniert und bewohnt, aber nur von der Mühltalstraße erreichbar; dem Spaziergänger der Modau entlang bleibt nur ein Blick durch das vielfältige Grün.

Die Landgrafen legten dann in der hessischen Zeit weitere Mühlen an. Eine der bekanntesten ist die Kaisermühle. Sie wurde 1681 erbaut und trug den Namen des damaligen Besitzers. Nach dem totalen Brand im Jahre 1888 wurde die Mühle als historische Industrie-Mühlenanlage mit angegliedertem Wohnhaus und Ställen wieder aufgebaut und in Neue Kaisermühle umbenannt. Der Backsteinbau mit dem geräumigen Hof und den ringsum belebten Pferdekoppeln bilden ein lohnendes Ziel für Spaziergänger. Viele Eberstädter erinnern sich noch an den etwas finster wirkenden gesellschaftskritischen Dichter Ernst Kreuder („Die Gesellschaft vom Dachboden“ und „Die Unauffinbaren“), der bis zu seinem Tode ( 1972) in der Kaisermühle lebte. Die Mühltechnik mit Zwillingsturbine, die Emil Bauer 1922 installiert hat, ist noch vorhanden und diente bis 1972 zur Stromgewinnung. Und hier kommt Annegret Wietersheim ins Spiel, die sich der Aka-Gruppe spontan angeschlossen hatte. Die Heilbronnerin hatte sich vor Jahren in das Ensemble der Kaisermühle verliebt, wohnte zwischenzeitlich in Darmstadt bis sie in eine der dortigen Wohnungen einziehen konnte. Über den historischen und landschaftlichen Reiz dieser Anlage hat sie ein geschmackvoll illustriertes Büchlein geschrieben. „Die Kaisermühle bei Eberstadt“.

Die Alte Dorfmühle (heute Mühltalstraße 7) wurde 1565 von Philip von Rensdorf als Getreidemühle errichtet. 1871 übernahm die Familie Pfeiffer, deren Name heute zur Straße hin noch lesbar ist, und integrierte ihre Gerberei und Lederfabrik zu dem Müllergeschäft. Seit 1960 wird auch dieses Haus als Wohnhaus genutzt.

Die Engelsmühle, die Wald (auch Walk-) Mühle und die Eschollmühle im Westen Eberstadts konnten bei dem Spaziergang nur erwähnt werden; sie liegen außerhalb unserer zu Fuß bewältigten Route.

Walter Schwebel