Die Integration der Flüchtlinge kann nur gelingen, wenn viele Ideen und Initiativen zusammenwirken. Deshalb haben die Lernhelfer der Aka um Heidrun Bleeck den Grillplatz an der Kastanienallee gemietet, um mit diesem zwanglosen Treffen ein Highlight zu ihrer Integrationsarbeit zu setzen.

Was da alles an Getränken, Gebäcken, Salaten usw. zu organisieren war, weiß nur Heidrun Bleeck selbst, die sich um das (lange diskutierte Thema) Fleisch selbst kümmerte. Eine zentrale Rolle beim Fest übernahm Klaus-Peter Reis als Grillmaster. Obwohl die Helfer und die erforderlichen Materialien alle zur Stelle und das Wetter freundlich waren, hat wohl niemand eine Grillfest-Gaudi erwartet. Für die meisten unserer Schützlinge war es die erste Teilnahme an einem Grillfest, von dem sie als fester Bestandteil der deutschen Freizeitkultur nur gehört hatten. 

Die gerade am Vormittag absolvierte Sprachprüfung, persönliche Studienpläne, BAföG-Fragen, ein Praktikum oder die Wohnsituation standen im Mittelpunkt der sachlich-wichtigen Gespräche. Dass Chris Merkelbach (Leiter des Sprachenzentrums ‚Deutsch als Fremdsprache’ im Fachbereich Sprachen an der TU) häufig von den Studieninteressierten umringt war, hat ihn nicht abgehalten, von Tisch zu Tisch wandernd, von den köstlichen Salaten und dem frisch gegrillten (Halal-) Fleisch zu kosten. Trotz den überwiegend ernsten und ruhigen Gesprächen legte sich doch im Schein der Vorabendsonne eine spürbare Gemütlichkeit über die bunt bevölkerte Anlage.

Konzentriertes Geplauder war an allen Tischen zu beobachten: Zeynab, die 28 Jahre Frau ist Afghanin, die aber im Iran gelebt hat, spricht von dem Wunsch in Darmstadt Chemie zu studieren. Der Vater der vier Monate alten Tochter Silah, Adeel aus Pakistan, erzählt, dass er schon in seiner Heimat als Informatiker gearbeitet hat und diesem Beruf gerne auch in Deutschland fortzusetzen wünscht. Kamran, ebenfalls aus Pakistan, fotografierte aus allen Lagen (auch für unserer Redaktion), und war stets bemüht, seinen 15 Monate alten Sohn Azil  nicht aus den Augen zu verlieren, der  seine neu erworbene Fähigkeit des Gehens unermüdlich in der gesamten Grillanlage erprobte. Die Mütter dieser Kinder lernen deutsch, möchten sich aber auf die Familienrolle konzentrieren. Im Gegensatz dazu Lara, die zierliche, etwa 30jährige Iranerin und Straßenbau-Ingenieurin, sprach von ihrer vierjährigen Berufspraxis in Oman und ist sehr zuversichtlich, nach weiteren Deutschkenntnissen bei uns eine adäquate Arbeit zu finden. Zurzeit macht sie ein Praktikum in einem Darmstädter Architekturbüro und hält sich durch tägliches Yoga fit.

Am gleichen Tisch ergaben sich auch andere Einblicke in die Leben von drei wesentlich jüngeren Damen: Nach ihren Perspektiven gefragt, kam nichts Konkretes. Studienabbrüche in ihrer Heimat, jugendliche Unentschlossenheit und Unkenntnis über die Möglichkeiten in unserem Land verwiesen auf offenbar unbekannte Beratungsmöglichkeiten. Man hätte sich Vertreter der Zentralen Koordinierungsstelle Flüchtlingsintegration (www.tu-darmstadt.de/refugees) oder die Anwesenheit von Frau Abzieher von der Bildungskoordination für Neuzugewanderte der Stadt (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) herbeigewünscht, um die Gespräche mit den jungen Flüchtlingen effizienter gestalten zu können.

Natürlich nutzten die anwesenden Lernhelfer, die ihren Job schon beendet hatten, das Treffen auch zum spontanen Erfahrungsaustausch in entspannter Atmosphäre, was ja im Hinblick auf die Neuheit dieser Arbeit äußerst nützlich ist. Das Grillfest ist eine gelungene neue Erfahrung im Bereich der Lernhelfer. (Der Dank an alle Beteiligten ist schon unterwegs.) Es werden bestimmt noch weitere ‚Experimente’ in gleicher Absicht und vielleicht anderer Form  folgen.

Text: Walter Schwebel