Nach Ankunft in Höchst referierte Kursleiter Helmut Linke zum Beginn des Rundgangs über die Einflüsse der Industrie auf die jeweilige Architektur und somit auf das Bild einer Stadt.

Unserem Tageausflug lag die Absicht zugrunde zu zeigen, dass Frankfurt nicht nur der hässliche und hektische Moloch sei, sondern durch seine grünen Oasen auch hohe Lebensqualität zu bieten habe.
Drei Besichtigungsorte waren vorgesehen; die Innenstadt von Höchst bildete den überzeugenden Auftakt. Die Gassen der Altstadt, das Neue und das Alte Schloss, umgeben von dem gepflegten Schlossgraben, der Zollturm, das Mainufer und der Bolongaropalast boten viel Stoff, ein wenig von der Geschichte des lange eigenständigen (heute Vor-) Ortes zu erfahren. Unser Spaziergang führte uns am Zufluss der Nidda in dem Main vorbei, wo die Höchster Fähre heute noch mit einer Besonderheit aufwartet: Die Fahrtzeiten sind nur locker geregelt, aber wenn eine Gruppe den Fluss überqueren will, reagiert der Fährmann auf rufen, hupen oder winken. Festlicher Trubel herrschte am Bolongaropalast, wo eine offenbar sehr beliebte junge Lehrerin im Kreise singender Schüler gerade heiratet hatte. Helmut Linke lieferte zu diesem Ereignis den Hintergrund, indem er erklärte, dass in einem der an sich schon sehenswerten historischen Gebäude das Standesamt untergebracht ist, was einen doppelten Nutzen des Pflegeaufwands ergibt. Anschließend genossen wir bei der „Alten Zollwache“ auf dem Schlossplatz im Freien die Mittagsrast.

Die Fülle an Eindrücken und Informationen im Palmengarten erfordern eigentlich einen speziellen Ausflug und sind auch nicht in einem Absatz dieses Berichtes zu schildern. Das Sammeln exotischer Gewächse begann gleich nach 1492 als Columbus Muster und Samen nach Europa brachte, was eine friedliche Rivalität unter den damaligen Fürsten auslöste. Als dem hessischen Fürst Adolf einmal das Geld ausging, kamen zahlungskräftige Interessierte ins Spiel. So schuf in Frankfurt der Gartenbauarchitekt Heinrich Siesmayer diesen großartigen Landschaftspark für die Bürger der Stadt. Sowohl die historischen Gebäude (Palmenhaus, Gesellschaftshaus, Haus Leonhardsbrunn mit den derzeit zauberhaften Dahlien als Vorgarten) sind neben den unterschiedlichen Gärten und Staudenfeldern in jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Wer sich zur Vorbereitung das Taschenbuch “Der Palmengarten“ von Beate Traudte-Repp anschafft, macht nichts verkehrt. Unsere Gruppe genoss gegen Ende des sonnenreichen Rundgangs die Wasserstrahlen des modernen Brunnens im Goethegarten mit in Metallstelen eingelassenen Zitaten des Dichters. Für den nicht optimalen Zustand des Rosengartens fand Helmut Linke kritische, aber auch erklärende Worte mit dem Fazit, „das können die Darmstädter auf der Rosenhöhe besser“.

Als dritte Station des Tagesausflugs besuchten die Teilnehmer das wuchtig-elegante I G Farben Haus, den Campus Westend, den neuen Hauptstandort der Frankfurter Universität. Dieses Gebäude vereinigt wichtige Epochen der deutschen Geschichte auf sich: Das Areal diente zunächst im 19. Jh. als „Irrenschloss“(erste psychiatrische Anstalt) und ging nach dem Umbau 1931 in den Besitz des Chemiekonzern IG Farben über. Nach dem 2.Weltkrieg richteten die Amerikaner dort ihr Europäisches Hauptquartier ein. An die Besuche von Präsident Eisenhower erinnert heute die einladende zentrale Rotunte ‚Eisenhower Forum’, die als weite und helle Cafeteria ideal genutzt wird. 1996 erwarb das Land Hessen das Gelände und bereitete in drei Bauabschnitten den modernen akademischen Lehr- und Forschungsbetrieb vor. Heute bildet der mittlerweile mehrfach licht umbaute Komplex das Herz der Uni und gilt als weithin leuchtendes Zeichen zeitgemäßer Hochschul-Entwicklung.

Fotos: Petra Neumann-Prystaj - zum Vergrößern anklicken.

Text: Walter Schwebel