Mit Erstaunen wurde vor einem Jahr der Wechsel des bekannten Echo-Lokalredakteurs Klaus Honold zum Presseamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt von vielen Darmstädtern zur Kenntnis genommen. Jetzt ließ er sich im Rahmen von „Aka im Gespräch“ von seiner langjährigen Kollegin Petra Neumann-Prystaj zu diesem Vorgang befragen und bereitete mit seinen offenen Antworten den Besuchern im gut besuchten Literaturhaus am 4. Dezember einen kurzweiligen Abend.
„Ich wollte nicht in der alten Position meiner Altenteilzeit entgegen dämmern und bin über den Wechsel zufrieden und dankbar.“ Mit diesem Satz legte der 59-Jährige seine Motivation zu diesem Schritt auf den Tisch und beschrieb dabei auch Einzelheiten des Vorher und Nachher.
Das Ende seiner 30-jährigen beruflichen Wohlfühlzeit beim Darmstädter Echo zeichnete sich schon ab, als die Entlassungswelle 2014 und der Anschluss an VRM (Verlagsgemeinschaft Rhein Main) bekannt wurde. Honold nennt die in diesem Zusammenhang eingetretenen Veränderungen verharmlosend Zeichen des allgemeinen Medienwandels. Aber im Verlauf des recht lebhaften Gesprächs wird eine wachsende Unzufriedenheit immer deutlicher. Mit der Umgliederung ging ein Strukturwandel einher, den Honold mit mehr Hierarchie, mehr Zeitdruck, weniger kollegialem Austausch, weniger Spontaneität und somit Kreativität umriss. Der Vollblut-Journalist Honold hat seine Berufsrolle lieber nahe am Leben der Menschen, mit individueller Recherche bei den Ereignissen in dieser Stadt ausgefüllt. Er steht dazu, dass er in seiner Echo-Zeit auch ab und zu jemand auf die Füße getreten hat. „Heute ist aus dem DE mehr ein ‚Mainzer Echo’ geworden“, klagt Honold. Es wird mehr bestimmt, vorgegeben und voraus geplant. Damit verliert die Zeitung an stadtspezifischer Frische und eng heimatlichem Flair. Ein Redaktions- Großraumbüro mit der Empfehlung dort zu schweigen ist nicht die optimale Arbeitsatmosphäre, in der sich ein gern feuilletonistisch oder satirisch äußernder Journalist wohl fühlt.
Insofern sah er in dem Wechsel eine willkommene Chance zur Veränderung. Als Leiter der fünfköpfigen Pressestelle der Stadt entfaltet er nun seit einem Jahr neue Möglichkeiten an der Außendarstellung der Stadt mitzuwirken, ohne sich als Sprachrohr zu empfinden. Wöchentliche Besprechungen in der Dezernentenrunde, Einzelgespräche mit dem OB und die in Sachen Öffentlichkeit vielseitige Verzahnung mit zahllosen Ämtern, Abteilungen und Referenten kommen seinen Erwartungen an den geliebten Beruf schon näher. Intensiv schildert er die Kommunikation mit den fast 100 Pressestellen, die bei allen namhaften Firmen und Instituten der Stadt und darüber hinaus bestehen. Wenngleich in der jetzigen Funktion Disziplin und Sachlichkeit angebracht sind, ist Honold ein Verfechter der eher schriftstellerischen Sprache und verfolgt den derzeitigen allgemeinen Niveauverlust – durch digitale Medien noch befördert - sehr kritisch.
In seiner Freizeit hat Honold bereits 20 Bücher veröffentlicht und lässt erkennen, dass er diesbezüglich noch Lust, aber keine klaren Pläne hat.
Walter Schwebel / Foto: Claus Völker