Aka-Tagesausflug nach Mannheim und ins Planetarium
Mannheim hat eine Innenstadt, die in Häuserblocks eingeteilt ist. Nicht Straßennamen, sondern Quadratbezeichnungen sollen bei der Orientierung helfen. Aber es ist gar nicht so einfach, die Logik dahinter zu erkennen.
Stadtführerin Heidi Feickert erläuterte sie einer Aka-Gruppe, die unter Führung von Eva Kleinschmidt einen Tagesausflug in die rasterförmig angelegte Kernstadt unternommen hatte.
Das Mannheimer Alphabet endet schon beim Buchstaben U. Während die Straßen von A bis K vom Schloss aus gesehen gegen den Uhrzeigersinn verlaufen, sind sie von L bis U in der Gegenrichtung angeordnet. Die Quadrat-Einteilungen gehen auf Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz zurück, der seine Stadt von einem Festungsarchitekten nach militärischen Aspekten anlegen ließ.
Mannheim, zweitgrößte Stadt von Baden-Württemberg und zugleich Deutschlands zweitgrößter Binnenhafen, bekam 1606 die Stadtrechte und galt viele Jahrhunderte als Zufluchtsort für Glaubensflüchtlinge. Von den 320.000 Einwohnern sind 20 Prozent Ausländer, die aus etwa 170 Nationen stammen. „Multikulti sind wir gewohnt, das war immer so“, meinte Heidi Feickert. Das Zusammenleben sei friedlich.
Die Mannheimer rühmen sich, das (auf den umbauten Raum bezogene) größte Barockschloss in Europa zu besitzen. Das hat Mannheim dem Kurfürsten Karl Philipp Theodor zu verdanken, der von Friedrich dem Zweiten als „pfälzisches Glücksschwein“ bezeichnet wurde: Der Kurfürst hatte seine Besitztümer nämlich durch Heiraten und Erbschaften erworben und war zuletzt Herrscher über sieben Länder. Zu seiner Zeit war der kurfürstliche Hof der kulturell bedeutendste in Europa. Mozart hätte dort gern eine Festanstellung gehabt, was ihm aber nicht gelang. Zumindest lernte er in Mannheim seine spätere Frau Constanze kennen.
Im 19. Jahrhundert war das Schloss Witwensitz einer Adoptivtochter Napoleons, der Großherzogin von Baden Stephanie von Beauharnais. Später wurden dort Ämter, Wohnungen und sogar ein Gefängnis untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg fiel das Schloss den Bomben zum Opfer, nur 10 Prozent der Baumasse blieb erhalten. Heute, nach dem Wiederaufbau, wird es von der Universität genutzt. Die bevorzugten Studienfächer der rund 13.000 Studierenden sind Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Informatik.
Die Stadtführerin zeigte den Besucherinnen und Besuchern aus Darmstadt auch das „Wunder von Mannheim“, die im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte, mit Spendengeldern wiederaufgebaute prächtige barocke Jesuitenkirche, eine der Lieblingskirchen von Altkanzler Helmut Kohl. Zu den Besonderheiten Mannheims zählt das städtische Leihhaus, denn es ist Deutschlands einziges öffentlich-rechtliches Pfandhaus. Heidi Feickert versicherte, dass von 100 Gegenständen 90 wieder abgeholt werden. Alle vier Wochen gibt es eine Versteigerung der restlichen Pfandsachen.
Am Nachmittag erfuhr die Aka-Gruppe im Planetarium, warum es im Weltall Schwarze Löcher gibt. Eine Projektion an der 20 Meter hohen Kuppeldecke des Gebäudes nahm die Zuschauer auf einen optischen Flug durch die Galaxis mit. Schwarze Löcher sind der Endzustand bei der Entwicklung massereicher Sterne. Sie haben eine starke Anziehungskraft und schlucken die Materie. Nicht einmal Licht (elektromagnetische Wellen) kann entweichen. Man kann nur ihre Umgebung, nicht aber sie selbst beobachten. Dass sie alles darüber verstanden haben, konnten die Aka-Mitglieder nach der knapp einstündigen Vorführung zwar nicht behaupten, aber sie haben immerhin eine farbenprächtige Reise durch das Universum miterlebt.
Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj