Barbara Wilderotter erinnerte mit Fotos und Filmausschnitten an die unvergessene Schauspielerin Romy Schneider

In diesem Jahr wäre Romy Schneider (1938 – 1982), die ewige Sissi, 80 Jahre alt geworden. Wie die Zeit vergeht! Doch ihre Schönheit und ihre Ausstrahlung berühren und wirken noch heute. Davon konnten sich die Teilnehmerinnen – und der einzige Teilnehmer! – des mit Filmausschnitten angereicherten Vortrags von Barbara Wilderotter im Aka-Vortragsraum überzeugen.

Immer wieder geriet die Schöne an die falschen Männer. Ihr tragisches Leben ist von anderen Schauspielerinnen nachgespielt worden, zuletzt von Marie Bäumer, die die „gebrochene“ Romy in dem Film „Drei Tage in Quiberon“ eindrucksvoll darstellt. Zu dieser Zeit, kurz vor ihrem Lebensende, hatte Romy Schulden, war krank, litt unter dem Unfalltod ihres Sohnes David und der Untreue und Verschwendungssucht ihres Mannes Daniel Biasini.

Warum hatte sie kein Talent zum Glücklichsein? Barbara Wilderotter glaubt, dass Romys Liebessehnsucht und ihre Angst vor dem Verlassenwerden mit ihrer schwierigen Kindheit zusammenhängen. Romys Eltern waren Ufa-Stars und oft zum Filmen unterwegs. Sie wuchs bis zum Alter von zehn Jahren mit ihrem jüngeren Bruder behütet in einem Bergparadies bei ihren Großeltern auf. Dann kam der Schock: Sie wurde in einem streng geführten Internat bei Salzburg eingeschult. Hier herrschte eiserne Disziplin, und Romy wurde schon bestraft, wenn sie mit einem Karl-May-Buch erwischt wurde. Vom Krieg bekam sie nichts mit – sie war 16, als sie zum ersten Mal eine zerstörte Stadt sah, es war Köln.

In ihrem ersten, in Wiesbaden gedrehten Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ spielte die Fünfzehnjährige die Tochter ihrer Mutter Magda Schneider. Bald schwärmten Presse und Fans von ihrem „Naturtalent“ und ihrem kindlichen Charme. Mit den Sissi-Filmen von 1955 bis 1957 wurde sie vollends zum Idol vieler Mädchen und Frauen. Später gelang es ihr kaum, das Image der bildschönen tugendhaften Kaiserin abzuschütteln: „Diese Sissi klebt an mir wie Griesbrei“, beklagte sie sich.

In Frankreich gaben ihr Regisseure wie Claude Sautet die Chance, ihr Rollenmuster zu verändern: Aus der Kaiserin wurde ein erotischer Typ und eine moderne, selbstbewusste Frau. Sie spielte sogar eine Hure. Für ihre schauspielerische Leistung wurde sie mit zwei Césars geehrt. Viele Deutsche aber nahmen ihr den Rollenwechsel lange übel: Sie sollte für ewig und immer die Kindkaiserin bleiben.

Zwei Ehen zerbrachen, Romy stürzte sich in Affären und war getrieben von der Angst, nicht mehr gefragt zu sein. „Filmen ist für mich das wahre Leben“, sagte sie einmal. Als sie im Alter von 43 Jahren an Herzversagen starb, hatte sie in 28 Jahren 59 Filme gedreht. Wegen ihrer Steuerschulden lehnten es sowohl ihr Mann wie auch ihre Mutter ab, sich als Erben einsetzen zu lassen. Deshalb, sagt Barbara Wilderotter, seien Romys Persönlichkeitsrechte bis heute nicht geschützt. Sie wird vermarktet – auch von ihrem zweiten Ehemann, der im Jahr 2000 ein Buch über Romy herausbrachte.

2009 sei versucht worden, eine Neuauflage der Sissi-Filme mit Romys hübscher Tochter Sarah Biasini zu drehen, die ebenfalls Schauspielerin geworden ist. Schnell habe sich herausgestellt, dass sie bei weitem nicht das Charisma ihrer Mutter hat. Der Plan wurde aufgegeben.

Text: Petra Neumann-Prystaj