Tagesfahrt mit Mitgliedern der „University of the Third Age“ aus Chesterfield
Warum gerade Limburg? Weil Seligenstadt halt doch nicht so schön ist. Die von Ottilie Walsh geleitete Aka-Arbeitsgruppe hat das Programm für die Gäste aus der Darmstädter Schwesterstadt Chesterfield (England) schon seit Monaten sorgfältig vorbereitet und sogar Vortouren gemacht. Sie wollte den Engländern, allesamt Mitgliedern der „University of the Third Age“ – das übrigens schon mit 50 beginnt – ein adäquater Gastgeber sein. Denn diese geben sich bei den Gegenbesuchen immer sehr viel Mühe, den Darmstädtern ihre englische Heimat nahezubringen.
Limburg erwies sich als besonders glückliche Wahl, zumal das Wetter gar nicht besser hätte sein können. In zwei Gruppen aufgeteilt, lernten die 21 Chesterfielder und 18 Aka-Mitglieder bei Führungen eine vorbildlich restaurierte Altstadt mit mittelalterlichem Flair kennen. Nur der Name Grabenstraße erinnert daran, dass in Limburg, heute eine Stadt mit 35.000 Einwohnern, einmal eine neun Meter hohe Stadtmauer stand. Geblieben ist aus dieser Zeit nur der Brückenturm an der steinernen Lahnbrücke, in dem sich einst die Gefängniszellen befanden.
Erstmals erwähnt wurde Limburg im Jahr 910 und entwickelte sich bald zu einer wichtigen Station auf der Handelsstraße von Frankfurt bis Köln. Zeitweise gehörte es dem Herzog von Nassau-Weilburg, der die jungen Leute zum Studieren nach Göttingen schickte und dort für sie einen Mittagstisch finanzierte. Von den Speisen und Getränken bedienten sich jedoch auch Studierende, die dazu nicht berechtigt waren. Sie „nassauerten“, ein Begriff, der sich bis heute gehalten hat.
Die Altstadt wurde im Krieg nicht zerstört, sogar fünf Häuser aus dem 13. Jahrhundert blieben erhalten. Das älteste Haus, der Römer, entstand nach einem Stadtbrand im Jahr 1289. Es ist – wie viele andere Gebäude der Limburger Altstadt – ein Hallenhaus. Im Erdgeschoss, der Halle, wurden Waren gelagert und zum Verkauf zur Schau gestellt. „Gut betucht“ und „steinreich“ war vor allem die Zunft der Wollenweber. Sie hatte in Frankfurt sogar ein eignes Haus namens „Limpurg“. In Erinnerung an die Sackträger von früher werden die Limburger „Säcker“ genannt, alteingesessene Familien heißen „Edelsäcker“.
Im 19. Jahrhundert waren viele Häuser verputzt, erst mit der groß angelegten Stadtsanierung ab 1970 wurde das Fachwerk freigelegt. Und davon profitieren nun die zahlreichen Besucher der Stadt, die sich an den schönen Fassaden gar nicht satt sehen und satt fotografieren können.
Den Chesterfieldern war der Name Franz-Peter Tebartz-van Elst durchaus ein Begriff. Dem ehemaligen Limburger Bischof (bis 2014) wurde Geldverschwendung beim Bau der Bischofsresidenz auf dem Domplatz vorgeworfen. Ob sie zu großspurig ausgefallen ist, konnten die Besucher aus Darmstadt freilich nicht beurteilen. Denn sie entzieht sich allen Blicken. Beendet wurde der Rundgang mit der Besichtigung des erst 1967 farbig gefassten Doms, der auf demselben Platz zwei Vorgängerkirchen hatte. Die älteste stammte aus dem Jahr 1190. Das Gotteshaus hat sogar zwei Schutzpatrone: St. Georg und St. Nikolaus.
Für die Chesterfielder wurde eine Führung zum Hochzeitsturm und über die Mathilden- und Rosenhöhe organsiert. Sie aßen im Restaurant von „Agora“ und erfuhren, wie dieses Wohnmodell für Jung und Alt funktioniert. In Wiesbaden besichtigten sie Marktplatz, Rathaus und Hessischen Landtag und fuhren mit der Nerobergbahn auf den Wiesbadener Hausberg. Die Grube Messel, Heppenheim und das dortige Geldmuseum waren weitere Ausflugsziele. In Darmstadt lernten sie den Botanischen Garten, die Synagoge und den Gedenkort für die Liberale Synagoge kennen. Mit einem Essen im Oberwaldhaus klang der Besuch aus.
Text und Fotos(- zum Vergrößern bitte anklicken.) : Petra Neumann-Prystaj