Besucher aus Chesterfield besuchen die Hochschule Darmstadt
Früher hieß sie schlicht „Fachhochschule“ und jeder Darmstädter kannte zumindest das hässliche Hochhaus in der Nähe des Hauptbahnhofs. Inzwischen ist aus der praxisorientierten Bildungseinrichtung für Studenten die „University of Applied Sciences“ geworden, auf gut deutsch „Hochschule Darmstadt für angewandte Wissenschaften.“
Vieles hat sich seit der Gründung im Jahr 1971 geändert und die Zahl der Studierenden ist auf 17.000 gestiegen, - Die englische Besuchergruppe aus Chesterfield staunte nicht schlecht, was ihnen die beiden Referenten – Hochschulpräsident Ralph Stengler und Professor Klaus Habermehl – berichteten und präsentierten.
Da sind zunächst mal ein paar interessante Fakten und Zahlen: Zwei Drittel der Studierenden sind Männer, ein Drittel Frauen. Seit der Gründung haben etwa 40.000 Absolventen ihr Studium hier erfolgreich beendet (früher hieß es Diplom, heute schließt man es als „Bachelor“ und „Master“ ab). Jeder Ingenieur-Bachelor der Hochschule bekommt sofort einen Job. Es gibt 120 Partner weltweit. 20% der Studierenden sind ausländischer Herkunft.
Seit 2017 kann man an der h_da sogar einen Doktortitel in Informatik erwerben. Verteilt sind die Studis auf verschiedene Standorte:
-
Im Verlegerviertel rund um das besagte Hochhaus C1O sind die Mehrheit der Studenten untergebracht. Ingenieure und Informatiker finden hier ihre Seminarräume und Werkstätten.
-
Auf der Mathildenhöhe tummeln sich die Kommunikations- und Industriedesigner
-
In der Stadtmitte lernen die Sozialpädagogen
-
Etwas weiter weg, im beschaulichen Dieburg befindet sich der „Mediencampus“, auch „Klein-Hollywood“ genannt. Hier tüfelt man an Animation und Spieleentwicklung, beschäftigt sich mit Interaction und Interface-Design, experimentiert mit Motion Pictures und Sound Effects.
(Das Ganze natürlich auf Englisch und in Kooperation mit dem Cork Institute of Technology.)
Das hörten die Partner aus Chesterfield natürlich gern, waren sie doch davon ausgegangen, dass viele Fächer inzwischen in ihrer Landessprache auch in Deutschland angeboten würden. Da musste sie Professor Habermehl allerdings enttäuschen. Allen Gerüchten zum Trotz werden fast alle Studienfächer immer noch auf Deutsch unterrichtet, was bedeutet, dass künftige Studenten sich einem recht anspruchsvollen Deutschtest unterziehen müssen. Weitere Fragen, die den Briten unter den Näglen brannten: Was bezahlen die Studenten an Studiengebühren? - worauf Präsident Stengler lachend nur ein Wort sagte. „Nothing“. Nichts – also, in den meisten Fällen jedenfalls . Die britischen Partner stöhnten laut auf, zahlen ihre jungen Leute doch ungefähr 1.000 € im Monat nur an Gebühren – Kost und Logis kommen noch dazu. Dass englische Schulabgänger nun allerdings in Strömen nach Deutschland kommen, schlossen die beiden Professoren aus. Haupthindernis: Die mangelnden Sprachkenntnisse, denn Fremdsprachen sind im Vereinigten Königreich immer noch kein Hauptfach,
Zum Schluss gab es noch einen Blick in die Werkstätten und eine kleine Führung. Sehr beeindruckt waren die Besucher im übrigen von dem oben erwähnten hässlichen Betonriesen, denn der hat sich in den letzten Jahren ganz schön gemausert. 2007 wurde er bis auf die Grundmauern abgerissen und dann aufs Feinste modernisiert. Innen befinden sich jetzt genügend Aufzüge, großzügige Seminarräume, Büros für die Mitarbeiter, ein Studentencafé und diverse Informationsanlaufstellen.
Der wahre Eyecatcher aber ist die Fassade, die 2007 vom Berliner Architekten Staab geschaffen wurde. Die Aufgabe, nicht nur einen wirksamen Sonnenschutz für die Fenster der 15 Geschosse des Gebäudes C10 zu finden, sondern auch das „Gesicht“ der Hochschule Darmstadt zu kreieren, wurde attraktiv umgesetzt. Als Belohnung gab es dafür 2013 den „Deutschen Fassadenpreis für vorgehängte hinterlüftete Fassaden.“
Siehe: Baunetzwissen: Fassade Hochhaus C10 Hochschule Darmstadt
Wer's noch nicht kennt: Einfach mal hingehen und anschauen. Es lohnt sich!
Heidrun Bleeck