Heike Städter ist mit Leib und Seele Saxophonistin.. Ihre Begeisterung mit und für ihr Instrument und vor allem ihre große Hochachtung und Liebe zu dem Erfinder Adolphe Sax hat sie vorgestellt: mit allerlei Geschichten über sich, über Herrn Sax und ergänzt durch ausliegende (Noten-)Bücher und natürlich Live-Musik!
Wie kam Frau Städter zum Saxophon?
Sie ist ursprünglich eine studierte Fagottistin aus Mitteldeutschland. Nach der Wende war ihr berufliches Engagement in einem Theater zunehmend gefährdet.
Das nebenbei erlernte Saxophon-Spiel bei einer Musikschule wurde ihre neue Berufung. In einem Aufbaukurs kommt sie mit dem klassischen Saxophonspiel in Kontakt, was sie schließlich nicht mehr los ließ. Sie wechselte nach Darmstadt zu einem erneuten Studium - jetzt im Fach Saxophon - an die Akademie für Tonkunst und durch Meisterkursen bei Saxophon-Stars. Sie ist zur Zeit freischaffende Musikerin im Rhein-Main-Gebiet - lehrend und solistisch.
Was liebt sie so an diesem Instrument?
Saxophone gibt es in allen bekannten Stimmlagen und darüber hinaus (vom hohen Sopranino bis zum Kontrabass) . Alle faszinieren sie durch die Vielfältigkeit ihres Klanges. Erste Töne kann jeder Saxophon-Anfänger schnell erzeugen. Damit sie aber dem Hörer gefallen, ihn innerlich anrühren, braucht es eine lange Zeit des Übens.. Dann könnten dem „Sax“ hohe und tiefe, leise und laute, leidenschaftliche, klagende, jauchzende, klare und schmutzige Melodien entlockt werden.
Frau Städter sagt: „Der Spieler muss eine Vorstellung davon haben, wie es klingen soll; erst dann wird das Ergebnis - neben der nötigen Fingerfertigkeit - schön. Jedes Instrument will gehegt und gepflegt werden; es hat eine Seele“. Das jeweilige Mundstück, das es in zig Formen und mehreren Materialien gibt, steigert die musikalischen Ausdrucksform. Mit diesen erlernten Soundmöglichkeiten wuchs die Liebe bei der Referentin zu „ihrem“ Instrument.
Welchem Erfinder hat sie (haben wir) es zu verdanken?
Dieser Adolphe Sax (1814 - 1894), entsprungen einer belgischen Instrumentenbau-Familie, studiert Musik, lernt nebenbei zu Hause das Handwerk und will unbedingt ein Instrument erfinden, dass kraftvoll und leise zugleich sein soll. Blech ist somit das einzig erfolgversprechende Material. Sein erstes Instrument stellt er in Paris anderen Werkstätten, aber auch Musikern und Komponisten vor. Neben viel Ablehnung (aus Neid, Konkurrenzdenken und Verwendungsmangel) bekommt er aber auch Zuspruch, vor allem von Hector Berlioz. Dieser unterstützte ihn maßgeblich und komponierte erste Musik-Stücke dafür. Nur langsam setzt sich das Saxophon durch, wurde schließlich auch in Militärkapellen verwendet. Adolphe Sax hat noch mehrere andere Instrumente erfunden bzw. altbekannte optimiert, aber reich ist er letztendlich nicht geworden, im Gegenteil. Mit ein Grund dafür war, dass er sich sein ganzes Leben lang mit Konkurrenten gerichtlich auseinander setzen musste.
Das Saxophon heute
Das ursächliche Problem der anfangs zögerlichen Verbreitung des Saxophons war der neue Klang dieses Holzblasinstruments(!), der so irgendwie zwischen „Holz“ „Blech“ und Streichern liegt und zunächst nicht in ein Orchester integriert werden konnte. Der aufkommende Jazz, technische Verbesserungen, Neukompositionen und viele Transskriptionen alter Komponisten haben schließlich im 20 Jahrhundert zum Siegeszug bis in heutige Zeit beigetragen. In fast jedem Blasorchester ist es zu finden, ein Muss ist es im Swingorchester. Frau Städter brachte während des Vortrags zur Freude des Publikums die mitgebrachte „Sax-Familie“ zu Gehör: u.a. mit Musik von Bach, Brahms und Mussorgski; dazu CD-Ausschnitte vom Bolero (Ravel) und der Arlesienne-Suite (Bizet).
Man konnte zum Schluß gut verstehen, warum Frau Städter alljährlich nicht vergisst, privat und mit ihren Schülern den Geburtstag von Adolphe Sax am 6. November zu feiern und damit ihn in Erinnerung zu rufen. Sie hat ihm viele besondere Glücksmomente in ihrem Leben zu verdanken.
Klaus-Peter Reis