Wie ältere Menschen sich vor Trickdieben schützen können
Die Uniform hatte sie zu Hause gelassen, aber auch in Zivil nahm man Polizeihauptkommissarin Simone Stock ab, dass sie sich bestens auskannte mit allen Tricks und kriminellen Handlungen, die Senioren in Bedrängnis – bis hin zum finanziellen Ruin – bringen können.
Groß war das Interesse an ihrem Vortrag „Trickdiebstahl, Betrug und dubiose Geschäfte“ unter der Moderation von Margret Wendling.
Sind ältere Menschen besonders gefährdet? Eigentlich nicht, weil sie oft sehr vorsichtig und sicherheitsbewusst sind. Trotzdem gibt es einige Situationen, bei denen gerade Senioren immer wieder in der Gefahr sind, Opfer zu werden. Auf einige dieser Situationen ging die Referentin mit anschaulichen Beispielen ein:
Der Handwerkertrick: Zwei Personen klingeln und behaupten, Wartungsarbeiten oder Ähnliches machen zu müssen. Während sich der eine an der Heizung oder am Zähler zu schaffen macht, sucht der andere gezielt nach Geld oder Schmuck.
Der Anruf von der Polizei: Auf dem Display erscheint eine Nummer, an deren Ende sich die 110 befindet. Der vermeintliche Polizist behauptet, eine angebliche Bande habe es auf die Wertsachen der Angerufenen abgesehen. Deshalb werde gleich ein Polizist in Zivilkleidung vorbeischauen, der alles mitnehmen und in Sicherheit bringen werde.
Der Enkeltrick: Es beginnt mit einem 'Telefonanruf und der Frage: Rate mal, wer dran ist. Der Anrufer, ein vermeintlicher Angehöriger fleht , ihm zu helfen, da er in einer schlimmen Situation sei. Er brauche sofort eine fünfstellige Summe. Das Geld möge bitte sofort bei der Bank geholt und an einen Freund, der vorbeikomme, ausgehändigt werden.
Hier werden vor allem Menschen mit altmodisch klingenden Vornamen angerufen, die mit voller Adresse im Telefonbuch stehen.
Die „Kaffeefahrten“: Hier werden Senioren mit dem Versprechen auf eine schöne Busreise mit anschließendem kostenlosen Kaffeetrinken gelockt. Vor Ort – der Ort ist immer abgelegen – gibt es dann eine Verkaufsshow und die Besucher werden gedrängt, völlig überteuerten, wertlosen Schrott zu kaufen (Heizdecken, Kosmetika usw).
Der Hauptgewinn: Er wird telefonisch angekündigt. Meist handelt es sich um eine große Summe, ein teures Auto oder Ähnliches. Der Haken: Man sollte bitte in Vorkasse treten, meist mit mehreren Hundert Euro, z.B. für die Überführung des Autos. Das man aber danach nie zu sehen bekommt...
Trick- und Taschendiebstahl: Zum Beispiel im Supermarkt. Auch hier handelt es sich meist um mehrere Täter. Der erste entwendet die Geldbörse, die er gleich einem zweiten weitergibt, der dann damit untertaucht. Wenn die Kundin es bemerkt, ist er schon in weiter Ferne. Alle Situationen, in denen Gedränge herrscht, sind für Diebe ein gefundenes Fressen. Oft lenkt auch der erste das Opfer in einem Gespräch ab, während der andere das Geld klaut.
Zusammenfassend gibt die Polizei die folgenden Tipps:
- Lassen Sie niemanden in die Wohnung, den Sie nicht kennen.
- Öffnen Sie Ihre Tür bei Unbekannten nur mit vorgelegter Türsperre.
- Fordern Sie bei amtlichen Personen den Dienstausweis an.
- Rufen Sie beim geringsten Zweifel die vorgesetzte Behörde des Besuchers an.
- Sagen Sie niemandem, wo Sie Geld oder Wertgegenstände aufbewahren.
- Bestellen Sie den Besucher zu einem späteren Zeitpunkt, wenn eine zweite Person bei Ihnen ist.
- Fürs Telefonbuch: Entweder den Eintrag ganz löschen, oder aber den Vornamen nur mit dem 1. Buchstaben angeben und die Adresse löschen.
- Kaufen oder unterschreiben Sie nie etwas an der Haustür.
- Achtung: Sie haben bei solchen Haustürgeschäften ein Widerrufsrecht von 14 Tagen – falls Sie doch einmal unterschrieben haben.
- Beim Enkelltrick: Vergewissern Sie sich, ob es sich bei dem Anrufer wirklich um einen Verwandten handelt. Rufen Sie ihn unter der Ihnen bekannten Nummer an.
- Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
- Zum Thema Raub: Nehmen Sie generell nur Dinge mit, die Sie wirklich brauchen und verstauen Sie sie sicher, z.B. in verschlossenen Innentaschen. Legen Sie Ihre Geldbörse nicht in den Einkaufswagen oder Rollator.
- Wenn es dennoch dazu kommt, dass jemand Ihnen die Tasche entreißt: Leisten Sie keinen Widerstand, Sie könnten sonst stürzen und sich schwer verletzen. Rufen Sie aber lautstark nach Hilfe.
- In all diesen Fällen: Rufen Sie sofort die Polizei an und berichten Sie , was passiert ist. Die Nummer ist 110.
Aber:bitte merken: Die Polizei ruft nie, nie, nie Sie unter dieser Nummer an. Wenn eine solche Nummer auf Ihrem Display erscheint, nehmen Sie besser gar nicht erst den Hörer ab.
Heidrun Bleeck