Im Aka-Vortragsraum ließ Werner Nüsseler 100 Jahre Ufa Revue passieren
Mit Thomas Alva Edison fing alles an. Im Jahr 1893 entwickelte er mit seinen Mitarbeitern Filmkamera und Filmbetrachter und produzierte dafür Filme in Sekundenlänge. Auch in Frankreich lag eine ähnliche Erfindung in der Luft. Legendär ist der 1895 von den Gebrüdern Lumière hergestellte Kurzfilm „Die Ankunft des Zuges im Bahnhof in La Ciotat“, der Zuschauer, die noch nie eine herannahende Lokomotive gesehen hatten, in Angst und Schrecken versetzt.
Werner Nüsseler reicherte seinen Vortrag über den größten und ältesten deutschen Filmkonzern „100 Jahre Ufa“ mit vielen Filmbeispielen aus der Anfangszeit des Kinos an. So konnte sein Publikum die rasante Weiterentwicklung des Mediums gut nachvollziehen.
Anfang des 20.Jahrhunderts galten die Filme noch als Jahrmarktsgaudi, aber ab 1917 wurden sie von der Wehrmacht zur psychologischen Kriegsführung eingesetzt. Die Werbung für einen U-Boot-Film lautete voller Nationalstolz: „Ein Film, den unsere Feinde weder vor- noch nachmachen können.“ Noch ruckelten die Bilder, die erst allmählich laufen lernten.
Die wechselvolle Geschichte der Ufa (Universum Film AG), die ihre Blütezeit in den 1920ger bis 1940ger Jahren erlebte, beginnt am 18. Dezember 1917. General Erich Ludendorf ließ sie als Propagandakonzern gründen. Die Ufa-Filme wurden in den Hallen von Potsdam-Babelsberg und Berlin-Tempelhof gedreht. Da die Filmkopien auch in den entlegensten Teilen des Landes gezeigt werden konnten, verbreitete sich rasch ein Starkult. Emil Jannings, Zarah Leander, Marlene Dietrich, Ilse Werner, Hans Albers, Pola Negri, Marika Rökk und Heinz Rühmann sind die berühmtesten aus der Vielzahl der Stars, die auf der Aka-Leinwand noch einmal zum Leben erweckt wurden.
1928 löste der Tonfilm den Stummfilm ab, der erste Farbfilm entstand 1941. Im dritten Reich wurde die Ufa von Joseph Goebbels zu Propagandazwecken missbraucht. Leichte Unterhaltungsfilme sollten Krieg und Not wenigstens für ein paar Stunden vergessen lassen. In die Ufa wurden mehrere Filmfirmen, etwa Bavaria-Film, eingegliedert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand unter der sowjetischen Militärregierung die DEFA in Babelsberg. Im Westen, von der Hauptaktionärin Deutschen Bank finanziert, wurde die neue Universum Film AG gegründet. Die Rechte der Ufa- und Bavaria-Filme erwarb 1966 die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung mit Sitz in Wiesbaden. Nach mehreren Besitzerwechseln und Umstrukturierungen heißt der Konzern seit 2013 UFA GmbH und stellt im wesentlichen Fernsehfilme und –serien her.
Für die Aka-Mitglieder war der liebevoll ausgearbeitete Vortrag eine schöne Erinnerung an die Zeit, in der das Kino im Familienleben noch eine wichtige Rolle gespielt hatte. Und mancher erinnerte sich gern wieder an seinen früheren Filmschwarm zurück. Werner Nüsseler Favoritin war damals übrigens Ilse Werner, die „Frau mit Pfiff“.
Petra Neumann-Prystaj