Dr. Xudian Du erläutert im voll besetzten Vortragssaal Aspekte und Stärken der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Grundlage sind medizinische Erkenntnisse, erworben durch über 3000 Jahre Beobachtungen, Forschung und klinische Erfahrung. TCM hat sich als Erfahrungswissenschaft entwickelt. Bis heute nimmt sie weltweit wegen der ihr zugesprochenen Wirksamkeit zu, auch wenn noch viele Fragen offen sind. Auch Naturheilverfahren sind immer mehr gefragt.

Schulmedizin und TCM sind zwei verschiedene medizinische Konzepte. Dr. Du nutzt die Vorteile von beiden von ihm studierten Medizinbereichen, weil nach seiner Meinung und Erfahrung durch Kombination von Schulmedizin und TCM den Patienten am besten geholfen werden kann. Beide Wege haben unterschiedliche Perspektiven, jede ihre eigenen Stärken. Vorteile sieht Dr. Du dabei vor allem für schwierigere und kompliziertere Fälle. Für ihn ist Schulmedizin Wissenschaft, TCM eine Philosophie.

Während für Dr. Du die Schulmedizin Anatomie, Geräte und Technik in den Mittelpunkt stellt, sieht er in der TCM den Focus auf Regulierung und Harmonisierung zwischen Körper und Energie. Körper, Geist und Energetik seien nicht voneinander zu trennen. Der Referent nennt Yin und Yang als die wichtigsten und grundlegenden Begriffe der TCM. Sie sind Gegensätze, die ineinander wirken, die sich in einem gesunden Körper im Gleichgewicht befinden. Yin bedeutet „dunkle Seite von Berg“. Yang bedeutet “helle Seite von Berg“.

TCM betrachtet beide Seiten – Yin und Yang. Bei einer Disharmonie müssen beide Seiten gestärkt werden. Die Harmonie von Yin und Yang schafft Gesundheit. Kranksein bedeutet ein Ungleichgewicht von Yin und Yang, eine Disharmonie. Die TCM will mit ihren Therapien die Harmonie wiederherstellen.

Meridiane (Leitbahnen) sind in der TCM Kanäle, in denen die Lebensenergie (Qi) fließt. Wenn das Qi schwach oder blockiert ist, wird nach der TCM unser Körper krank. Ziel einer Behandlung ist es, die Energie wieder fließen zu lassen. Die TCM sucht die Ursachen der Krankheit – nach Dr. Du – im System des ganzen Körpers. Seiner Meinung nach stellt die Schulmedizin dagegen die lokale Behandlung in den Vordergrund und vernachlässigt dabei den Körper als Ganzes.

In der TCM benötigt man für die Diagnose fast keine Instrumente, auch wenn der Referent erklärt, auf bildgebende Verfahren nicht verzichten zu können. Der TCM-Arzt erstellt die Diagnose durch Sehen, Hören, Riechen. Zungen- und Pulsdiagnose spielen dabei eine wichtige Rolle. Fragen nach Verlauf der Krankheit und Beschwerden werden gezielt gestellt, ähnlich wie auch in der Schulmedizin, aber es liegt nach Darstellung des Referenten eine andere Denkweise zugrunde.

Als die beiden wichtigsten Therapiesäulen der TCM nennt Dr. Du Akupunktur und Heilkräuter. Das Chinesische Wort für Akupunktur ist ZhenJiu. Akupunktur ist das Nadelsetzen in besondere Punkte am Körper, damit wird das Qi reguliert, Energiestörungen der Energiebahnen werden aufgelöst. Dr. Du erläutert, warum Chinesische Kräutertherapie nicht mit der europäischen Heilkräutertherapie gleichzusetzen ist. Chinesische Kräutertherapie basiert auf dem Theoriesystem von Traditioneller Chinesischer Medizin. Die Kräutermischung wird speziell für den Patienten zusammengestellt, jeder Patient bekommt so eine individuell auf ihn und seine Krankheit abgestimmte Rezeptur. Die Kräuter bestehen aus verschiedenem Naturmaterial, z.B. Samen, Wurzeln, Blüten, Blätter und Mineralien.

Ein TCM-Arzt braucht eine langjährige systematische Ausbildung (in China 5 Jahre) und auch viel Praxis - Erfahrung.

Sigrid Geisen