Aka-Kursleiter Klaus Philipp begeisterte mit seinem fotografischen Werk, das er „Phantasiereisen“ nennt

Die Fotografie ist 150 Jahre alt, die bildende Kunst bereits über 40.000 Jahre. Beides fasziniert und inspiriert Klaus Philipp, den Leiter des Aka-Kurses „Kunstprojekte im öffentlichen Raum“. Nach seinem Kunststudium in Mainz und Hamburg war er Lehrer an Gymnasien in Groß-Gerau und Darmstadt und hat sich in all diesen Jahren fotografisch weitergebildet.

Bei der Vorstellung von Lichtbildern seiner Foto-Arbeiten unter dem Motto „Phantasiereisen“ im Aka-Vortragsraum erklärte er: „Ich biete Eindrücke an, bei deren Anblick Gedanken und Gefühle sprechen sollen. Ich suche Motive, die in mir etwas auslösen“. Für ihn ist die Arbeit an seinen Bildern wie Dopamin - ein Glückshormon. Seit 1995 war er mit seinen Bildern schon auf 50 Ausstellungen vertreten – eine davon („Flora digitalis“) wurde im Aka-Vortragsraum gezeigt.

Die Natur und die Kunst sind Philipps Lehrmeister beim Fotografieren. Wo andere beim Rundgang durch eine fremde Stadt nur zerfetzte Plakatwände vor sich sehen, entdeckt er die anonyme Kunst der Straße, lichtet sie mit Respekt vor dem Vorgefundenen ab und ästhetisiert sie. Seine Décollage-Bilder sind rätselhaft, poetisch und setzen eine Assoziationsspirale in Gang. Alles wird unwillkürlich mit Sinn erfüllt, aber jeder entdeckt und meint etwas anderes.

Philipp arrangiert die dreidimensionale Wirklichkeit in die Fläche, manchmal nimmt er bei der Bearbeitung des Motivs auch einen Teil weg. Eine bestimmte Aussage verbindet er damit nicht, sondern vertraut auf das Unterbewusste, das sich beim Betrachter schon melden wird. Dabei hält es Philipp mit den Surrealisten und ihrer Auffassung: Wir verstehen die Welt zwar nicht, bieten aber ein Bild von ihr an.

Mit seinem Werk-Block „Kunst an der Wand“ würdigt Philipp verblasste, verhuschte oder überpinselte antike oder mittelalterliche Wandgemälde in Kirchen und Palästen. Er macht die „Ästhetik des Verfalls“ bewusst und legt Vergänglichkeit offen. Erst die Serie ergibt für ihn das Kunstwerk, weil sich die Bilder gegenseitig erklären.

„Raum und Licht“ ist ein weiterer Werk-Block betitelt, bei dem sich Philipp auf die Lichtführung in einem Raum, vor allem in Kirchen mit bunten Glasfenstern, konzentrierte. Unschärfen und verwischte Details heben Farbkaskaden und den architektonischen Rhythmus der Gebäude hervor. Diesen Effekt erreicht er mit Verwacklungen. Nie kann er vorhersagen, wie die Bilder aussehen werden. Auf dem Wasser tänzelnde Sonnenstrahlen verfremdet er zu uneindeutigen, chaotischen Formen, und das Lampenlicht von Straßen oder Städten gerinnt zu Lichtschriftbildern, genannt Luminogramme.

Die Teilnehmer zeigten sich inspiriert und angetan; viele brachten ihre Fragen, Betrachtungen und Ansichten ein. Gern hätten die Aka-Mitglieder noch mehr dieser eindrucksvollen Beispiele aus Klaus Philipps fotografischem Schatzkästlein gesehen, doch die Zeit reichte nicht. Er versprach, dass es im nächsten Aka-Halbjahr eine Fortsetzung seiner Phantasiereise geben wird – wieder mit dem Angebot gemeinsamer Betrachtungen und Gespräche.

Text: Petra Neumann-Prystaj / Fotos: Klaus Philipp