Dass Kneipp’sche Heilmethoden immer etwas mit Wasser zu tun haben, war das mitgebrachte Wissen zu dem Vortrag über Kneipps Biografie, zu dem der Referent Robert Gebel eingeladen hatte. Über die empfohlenen Anwendungen von Kneipp wurde in getrennter Veranstaltung gesprochen und experimentiert.

Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) wuchs in einer unvorstellbar armen Weberfamilie auf. Sieben Geschwister teilten sein Schicksal mit strengen Eltern, vor allem einer extrem „harten“ Erziehung durch die Mutter, die 1839 starb. Nur der Vater als selbständiger Weber konnte lesen und schreiben. Schon während der 6-jährigen Volksschulzeit musste Kneipp das Vieh im Ort hüten und lernte die Entbehrungen der ländlichen Armut und Ungebildetheit kennen. Eine starke religiöse Abhängigkeit ergänzt das Bild. Aus Angst vor der ständig drohenden Hölle glaubte er sich am sichersten, wenn er Priester werden würde. Trotz sparsamen und zielstrebigen Lebens blieb dieses Ziel lange ein Traum. Er lernte, was ihm Natur so bot. Er sammelte Kräuter, lernte lesen, weben und jodeln. Und erlernte mit Angriffen und teilweise Spott umzugehen, die sein aufstiegsorientiertes Streben auslösten. Schließlich vernichtete ein Brand sein Elternhaus in Stefansried bei Ottobeuren.

Sebastian kam zu dem fernen Verwandten Pfarrer Merkle in Grönenbach, der ihn als Knecht beschäftigte und beim Nachholen einer schulischen Qualifikation zum Studium unterstützte. Während einer langwierigen Lungenkrankheit stieß er auf Literatur über die Heilkraft des Wassers, die er mit seinen Beobachtungen als Kuhhüter verknüpfte und daraufhin mit eigenen Experimenten beginnen ließ. Diese Wasserbehandlungen auf eigenes Risiko und das begleitende Gesundheitsdenken waren schließlich erfolgreich, befreiten ihn aber nicht von eine tief sitzenden Angst. Mit der 1852 erlangten Priesterweihe arbeitete er als Religionslehrer und als Amateur-Mediziner („Wasserarzt“). In dieser Zeit erlernte er auch das Imkern. In Zusammenarbeit mit Dominikanerinnen kümmerte er sich auch soziale Belange, gründete ein Waisenheim und engagierte sich beim Kampf gegen das Rauchen. Es wurde bekannt, dass er mehr kann, als nur Beichtvater zu sein und es entstand ein Tauziehen um seine Mitwirkung bei unterschiedlichen Projekten, auch in der Landeshauptstadt München. Wörishofen wurde schließlich das Zentrum, wo er seine bekannte Kneippkur etablierte und seine Menschlichkeit weiter wirken ließ. Ein Besuch bei Papst Leo bezeichnete er im Alter als die Krönung seines Lebens.

Walter Schwebel