juedischer friedhof alsbach 1

Gut verborgen liegt in der Pfarrtanne an der B3 in Alsbach ein großer jüdischer Friedhof. Es ist der größte erhaltene jüdische Landfriedhof in Hessen, über 400 Jahre alt. Hier wurden über Jahrhunderte Juden aus 32 Gemeinden, z.B. von Eberstadt, Gernsheim, Lorsch und Bensheim, beerdigt. 1615 starb der bekannte Rabbiner Samuel Bacharach in Gernsheim und wurde hier „auf dem Sande“ beerdigt. Dies zog weitere Begräbnisse an. Insgesamt sind noch über 2000 Grabsteine erhalten, die beeindruckend in langen Reihen in unberührter Natur stehen.  

In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde auch dieser Friedhof geschändet.  Das Totenhaus am Osteingang wurde gesprengt und alle Kultgeräte sowie die Totenrolle mit den Namen der hier Beerdigten wurden vernichtet. Es gibt heute in der Umgebung keine jüdische Gemeinde mehr.

Der jüdische Friedhof in Alsbach ist ein orthodoxer Friedhof ohne Grabschmuck. Beth Olam, Haus der Ewigkeit, lautet die hebräische Bezeichnung. Nach jüdischen Riten ist die Beerdigung schlicht und sollte innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Die Gräber sind nach Todestag angeordnet,  Familiengräber sind die Ausnahme. So entstanden die langen Reihen der Grabsteine aus rötlichem Sandstein. Der Stein steht jeweils am Kopfende der Toten, mit Blickrichtung Osten. Die schlichten Steine tragen auf der Vorderseite in hebräischer Schrift den Namen und den Lobspruch auf den Verstorbenen sowie die Sterbedaten. Am Schluss steht meist das Segenswort. Auf der Rückseite können auch ergänzende Texte auf Deutsch befinden. Die Gräber werden nicht neu belegt und sollen für die Ewigkeit erhalten bleiben.

juedischer friedhof alsbach 2Bei dem Rundgang über den Friedhof fanden wir einige Grabsteine, die mit dem Symbol zweier segnender Hände verziert sind. Das weist auf einen Angehörigen der Kohanin hin. Diese sorgten für die Opfer im Tempel und den Priestersegen. Die Kanne, ein weiteres Symbol, schmückt die Grabsteine der Leviten. Diese waren für die kultische Reinheit im Tempel verantwortlich. Im neueren Teil des Friedhofs finden sich auch Grabsteine, die als Symbol den Davidstern und deutsche Texte aufweisen. Fromme Juden legen gerne kleine Steine auf die Grabsteine.

Der Friedhof ist durch eine hohe Mauer geschützt und verschlossen. Man kann ihn im Rahmen einer Führung des Museumsvereins Alsbach-Hähnlein besuchen.

Text und Fotos: Christiane Schuchard-Ficher