Mit Helmut Linke zur Bundesgartenschau in Heilbronn
Der Garten- und Landschaftsarchitekt Helmut Linke hat bei der Aka viele Fans. Mitglieder, die schon öfter an den von ihm organisierten Tagesausflügen teilgenommen haben, kennen inzwischen die drei Funktionen von Gartenausstellungen: Sie erfreuen die Besucher mit einer schönen Pflanzenschau, sie geben Gärtnern und Floristen ein Podium zur Selbstdarstellung, und sie bereiten die nachhaltige Entwicklung oder Veränderung eines städtischen Geländes vor.
Viele der eigens für die aktuelle BUGA 2019 in Heilbronn gepflanzten Bäume und Blumenreihen sind nur „Show“ und werden neuen Gebäuden weichen müssen. „So, wie es heute aussieht, wird es in den nächsten Jahren nicht mehr sein“, machte Helmut Linke bewusst, gleich nachdem die Tagesausflügler aus Darmstadt auf dem BUGA-Gelände angekommen waren.
Die Heilbronner (125.000 Einwohner) verfolgen ein ehrgeiziges Ziel. Sie wollen das Gelände, das sie für ihren neuen Stadtteil „Neckarbogen“ der Bahn abgekauft haben, nach der Faustregel „ein Drittel Wasser, ein Drittel Häuser, ein Drittel Grünflächen“ neu gestalten. Dort sollen einmal 3.500 Menschen wohnen. Besonderen Wert legt die Stadt dabei auf Umweltschutz und technische Innovationen. Schon mit ihrem futuristischen „Experimenta-Gebäude“ am Eingang zur Innenstadt gibt sie die Richtung „Aufbruch in die Zukunft“ und „zu neuen Ufern“ vor.
Für das neue Stadtquartier musste die Erde von Altlasten befreit werden, wurden zugeschüttete Wasserwege wie der heutige „Karlssee“ und der „Floßhafen“ freigelegt. Die BUGA 2019, deren Maskottchen ein roter Gartenzwerg mit stilisierter Blume ist, besticht eher durch die geschickte Einbeziehung des Alt-Neckars und der alten Häfen in das Gesamtkonzept als durch gärtnerische Sensationen.
Während ihres Rundgangs über das 40 Hektar große Gelände merkten die Aka-Mitglieder schnell, dass es die 22 schon bestehenden Neubauten sind, die hier optisch den Ton angeben. Man konnte die moderne Architektur zu Fuß oder auf dem Deck des aus Oestrich-Winkel ausgeliehenen Fahrgastschiffes Willy Schneider bewundern, das in 45 Minuten im Schneckentempo vom äußersten BUGA-Zipfel „Wohlgelegen“ zum Endpunkt Campuspark fuhr.
Eindrucksvoll waren die mit Musik untermalten Wasserspiele auf dem Karlssee und die Vielzahl der kleinen Gärten, mit denen sich die einzelnen Regionen Baden-Württembergs vorstellten. Die Bodensee-Region hatte dafür auf einer Wasserfläche kleine Blumen- und eine Palmeninsel geschaffen. In den Gärten der Vergangenheit wurden die „Highlights“ der Schlossgärten von Weikersheim und Schwetzingen zitiert. Auch an ironischen Darstellungen mangelte es nicht. So waren im Garten „Archäologische Funde“ alte, weggeworfene Plastikflaschen zu sehen, und in der Blumenhalle Pflanzen in Gurkenkonservendosen, die als „Dosenfutter“ bezeichnet wurden. Der Garten der Zukunft wird möglicherweise der Robotic Garden sein. Der Roboter sät, misst die Bodenfeuchte, gießt, düngt und zupft das Unkraut. Nur ernten darf er die Früchte seiner Arbeit nicht. Ein bisschen muss für den Menschen ja noch übrigbleiben.
Die Bundesgartenschau in Heilbronn ist bis zum 6. Oktober geöffnet.
Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj