Unser Anschlusszug in Mainz entfällt an diesem Tag, was nun? Alles kein Problem. Der Kursleiter Günther Scheler hat vorgesorgt und weiß zugleich die nächsten Verbindungen.
Mit Verspätung kommen wir im Geysir-Zentrum in Andernach an und gehen sogleich auf Entdeckungstour im Museum. Bei der interessanten Führung laden interaktive Exponate, Experimentierstationen und Medieninstallationen zum Ausprobieren ein.
Los geht die Führung in einem alten Steinbruch. Wir erfahren etwas über die Gesteine Basalt, Bims und Lava sowie über die Landschaft Vulkaneifel.
Dann bringt uns ein Bergwerksaufzug hinab zum Ursprung des Geysirs.
Durch den Vulkanschlot sind wir gefühlt 4000 Meter unter die Erde gereist, bis zum Magma, dem Ursprung des Geysirs. Hier hören wir etwas über den Aufbau der Erde und das CO2 vulkanischen Ursprungs. Kohlenstoffdioxid(CO2) trifft auf Grundwasser und geht eine folgenreiche Verbindung ein. Es ist der Antrieb des Geysirs. Am Modell erleben wir den Ausbruch eines Kaltwasser-Geysirs, Entstehung und Funktionsweise werden anschaulich dargestellt. Unser Erkundungsgang führt immer bergauf, zusammen mit dem CO2, zurück an die Erdoberfläche! Mit dem Schiff geht es über den Rhein zum Namedyer Werth. In diesem Naturschutzgebiet befindet sich die Ausbruchstelle des Geysirs. In Kürze wird er ausbrechen, der höchste Kaltwasser-Geysir der Welt. Voraussetzung beim Kaltwassergeysir in Andernach ist ein Aufstiegskanal in Form eines 350 Meter tiefen Bohrlochs, in den CO2-gesättigtes Grundwasser hineinfließt. Das Bohrloch füllt sich nach und nach bis zum oberen Ende mit Wasser. In dem aufsteigenden CO2-gesättigten Wasser löst sich das CO2 in Form von Gasbläschen aus. Da weiterhin Grundwasser zuläuft und sich das Volumen der Gasbläschen ausdehnt, wird das Wasser verdrängt, das Bohrloch läuft oben über. Dadurch wird der Druck reduziert und die Löslichkeit des CO2 im Wasser nimmt ab. Dies hat wieder zur Folge, dass sich mehr CO2-Bläschen bilden können und ausdehnen. Wenn die Gasbläschen das gesamte Bohrloch ausfüllen, können diese sich nur noch nach oben hin ausdehnen. Die gesamte Wassersäule wird hinausbefördert, der Geysir springt hoch.
Zischen und Gurgeln kündigt den Ausbruch an. Erst ziemlich unscheinbar, dann baut sich eine mächtige Wasserfontäne zu voller Größe auf. Das Schauspiel dauert genau acht Minuten, das Wasser erreicht bei Windstille eine Höhe bis zu 60 Metern. Wer sich ganz nah herantraut, kann das Wasser des Geysirs sogar riechen und schmecken – und je nach Windrichtung nass werden.
Danach füllt sich das Bohrloch langsam wieder mit Grundwasser und der Vorgang beginnt in einem Zeitabstand von etwa 2 Stunden erneut.
Nach einer wechselvollen Geschichte, in der vor Ort Mineralwasser sowie Kohlensäure industriell gefördert wurde, wurde das Namedyer Werth mit dem Geysir schließlich 1985 unter Naturschutz gestellt.
So konnte der Auenwald als Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten erhalten werden. Er ist Brut- und Rastplatz gefährdeter Vögel, z.B. des Schwarzmilans. Siebzig Vogelarten werden hier gezählt, darunter seltene Arten wie der Pirol, der Gelbspötter oder der Eisvogel.
Aber Andernach ist nicht nur die Stadt des Geysirs, es ist auch die erste „Essbare Stadt“ in Deutschland, in ihrer Art einzigartig.
Text: Sigrid Geisen, Foto: Norbert Lohnes