Im vollbesetzten Vortragsraum lauschten Akamitglieder interessiert den Ausführungen von Herrn Professor Wolfgang Schneider, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Elisabethenstift Darmstadt.
Prof. Dr. med. Schneider ging auf die Probleme des älteren Herzens ein.
Im ersten Teil erläuterte der Referent den Aufbau des Herzens und altersbedingte Veränderungen. Im zweiten Teil ging es um die Alterskardiologie als wichtiger Teil ärztlicher Aufgaben.
Bei den Todesursachen im alternden Deutschland bleiben sie die Nummer eins: die Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Was kennzeichnet nun ein Altersherz? Die Durchblutung des Herzens ist ausreichend, aber die Leistungsreserve ist eingeschränkt. Pumpkraft und Frequenz sind niedriger, da die Steifigkeit des Herzens zunimmt, die Elastizität der Gefäße abnimmt. In körperlich anstrengenden Situationen kann das Herz nur noch über einen schnelleren Herzschlag die Versorgung des Körpers sicherstellen. Als Folge dieser normalen altersbedingten Veränderungen an Herz und Blutgefäßen können sich verschiedene Erkrankungen entwickeln – vor allem wenn schädigende Faktoren hinzukommen. Mögliche Folgen einer Herzschwäche sind nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit, Luftnot (insbesondere bei Belastung). Die gute Nachricht aber ist: Die Leistungsfähigkeit unseres Herzens ist trainierbar. Eine gesunde kalorienarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse, regelmäßige Bewegung, geringe Alkoholmengen und Nichtrauchen fördern die Leistungsfähigkeit.
Typische Alterserkrankungen sind dem Kardiologen zufolge vor allen die koronare Herzerkrankung (KHK) und die Aortenklappenverengung (Stenose). Weil aufgrund der demografischen Entwicklung heute immer mehr Menschen immer älter werden, steigt auch die Zahl derHerzpatienten.
Herzkranzgefäßerkrankungen: Schon ab dem 30. Lebensjahr beginnen sich auch die Wände der Blutgefäße zu verändern. Das betrifft auch die Herzkrankgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Die Elastizität der Arterien nimmt ab. Es bildet sich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Arteriosklerose. Als Folge dieser Veränderungen nimmt die Fähigkeit der Arterien ab, Blutdruckschwankungen durch Änderung ihres Durchmessers und ihrer Wandspannung auszugleichen. Die Veränderung der Blutgefäße und die verminderte Schlagkraft des Herzen wirkt sich wiederum negativ auf die Leistungsfähigkeit des Herzens aus. Eine koronare Herzkrankheit (KHK) ist ein Sammelbegriff für Durchblutungsstörungen des Herzens. 80-90% der koronaren Herzerkrankungen haben ihre Ursache in einem ungesunden Lebensstil.
Vorhofflimmern/Herzrhythmusstörungen: Bei 9-16% des älteren Menschen über 80 finden sich solche Rhythmusstörungen. Störimpulse des Sinusknotens und eine gestörte Vorhofarchitektur verursachen das Vorhofflimmern. Vorhofflimmern ist die Ursache bei 20 bis 30% der Schlaganfälle. Diese Erkrankung ist heute sehr gut behandelbar. Bei der Therapie spielen rhythmusstabilisierende und gerinnungshemmende Medikamente eine wichtige Rolle, ggf. kommt auch eine Kathederablation in Frage. Der Rhythmus des Herzens kann durch eine Vielfalt von Ursachen aus dem Takt geraten: Ein Herzinfarkt, ein Herzklappenfehler, die Einnahme bestimmter Medikamente, Alkoholmißbrauch, eine Schilddrüsenerkrankung oder auch psychische Probleme können dafür verantwortlich sein. Nicht immer müssen Herzrhythmusstörungen behandelt werden. In schweren Fällen jedoch ist die Implantation eines Schrittmachers oder Defibrillators notendig.
Aortenstenose: Hier liegen Herzklappenfehler des älteren Menschen vor. Der Ersatz der Klappe ist eine sehr wirksame Behandlung der schweren Aortenklappenstenose. Das geschieht heute in der Regel durch eine minimalinvasive Transkatheder-Aortenklappenimplantation (TAVI)
Bluthochdruck haben 60 bis70% der über 65jährigen (wünschenswert: Blutdruck nicht höher als 140/90). Ursachen liegen auch hier wieder in der Lebensführung. Vor allem in Kombination mit einem zu hohen Blutdruck steigt bei Arteriosklerose das Risiko für Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Niedriger Blutdruck ist keine Erkrankung, kann aber zu Schwindel und Bewusstlosigkeit und damit zu Stürzen führen. Prof.Schneider betont, dass man auch auf Blutdruckabfälle im Stehen achten soll. Wichtig war dem Referenten die Botschaft: Hören Sie auf ihren Körper!
Im Anschluss an den spannenden Vortrag gab es viele Fragen zu Risiken, richtigen Einstellungen und Medikamenten. Prof. Schneider ging in empathischer Weise ausführlich auf Fragen der Zuhörer/-innen ein.
Sigrid Geisen