ffm kroenungsweg nuesselerNach Meinung des Stadtführers Michael Bretzler, einem Urfrankfurter, ist der Krönungsweg das wichtigste, was Frankfurt zu zeigen hat. Sehr anschaulich, unterstützt mit viel Bildmaterial, berichtete er von den Anfängen der Stadt, von den Regeln der Kaiserwahl, von Krönungsritualen und Zeremonien.

Der Kursleiter Erwin Fendrich hatte schon vorher angekündigt, dass man gut zu Fuß sein muss bei dem zweistündigen Rundgang auf den Spuren Karls des Großen und weiterer Könige und Kaiser. Herr Bretzler führte die Aka-Mitglieder zu den Stätten der Wahl- und Krönungsfeierlichkeiten.

Was war dieser berühmte Krönungsweg? Der Weg, auf dem der Kaiser nach seiner Krönung im Dom zum Rathaus Römer schritt, war keine Prachtstraße, sondern eine eher kleine, enge Altstadtgasse. Die meiste Zeit war dieser Krönungsweg nicht einmal gepflastert, sondern ein schmutziges Stück schmale Straße, das man für die Krönungsfeierlichkeiten mit einem Steg aus Holz überbaute. Zur Verschönerung wurden die Bretter mit purpurnem Stoff bespannt. Der Weg heute liegt auf dem Originalniveau aus dem Mittelalter, ist von restaurierten und neuen Altstadthäusern gesäumt und eine internationale Flaniermeile.

Die Goldene Bulle von 1356 bestimmte Frankfurt als Wahl-und Krönungsort der Könige und Kaiser. Übrigens: Eine Kopie der Goldenen Bulle liegt in der Uni-Bibliothek Darmstadt.

Die Krönung der Kaiser fand zunächst traditionell in Aachen statt. Von einem Krönungsweg in Frankfurt kann man  erst von 1562 an sprechen, als mit Maximilian II. der erste Kaiser in der Stadt am Main gekrönt wurde. Neun Kaiser wurden bis 1806 hier noch gekrönt. Die interessierte Akagruppe folgte den Spuren der Kaiser und ging den Krönungsweg vom Dom zum Rathaus. Das Abschreiten des Krönungswegs war für den neuen Kaiser einfach eine Notwendigkeit, um vom Dom, wo er eingekleidet, gesalbt und gekrönt worden war, auf den Platz, den Römerberg also, und danach in den Römer zu gelangen. Die entscheidenden Schauplätze waren der Dom als Ort der sakralen Macht und der Römer als Ort der weltlichen Macht. Unter dem Krönungsbaldachin, getragen von zehn Frankfurter Ratsherren schritt der neue Kaiser zum Rathaus, dort trat er über die Kaisertreppe, die heute nicht mehr existiert, in das Gebäude, wo ihn das Krönungsbankett erwartete, bei dem er von den Reichsgrafen bedient wurde. Stadtführer Michael Bretzler beschrieb am Beispiel der Krönung von Josef II. sehr anschaulich den genauen Ablauf der Feierlichkeiten, angereichert mit  einprägsamen Anekdoten. Schon Johann Wolfgang Goethe hat diese Krönungfeierlichkeiten in „Dichtung und Wahrheit“ verarbeitet. Die Reihenfolge im Krönungszug war in der Goldenen Bulle genau festgelegt. Fremde durften in dieser Zeit nicht in die Stadt – nur geladene Gäste. Die Stadtmiliz schottete den Weg ab. Handwerksinnungen beteiligten sich mit ihren Gratulationen an den Krönungsfeierlichkeiten. Im Roten Haus waren die Fleischer untergebracht, die z.B. Rotwein in der Schirn (Scharren) ausschenkten. Die Scharne oder Scharren waren in mittelalterlichen Städten Stände, an denen Brot (Brotscharren) oder Fleisch (Fleischscharren) angeboten wurden. Die Anwohner des Weges vermieteten an die Schaulustigen Fensterplätze.

Währenddessen feierte das Volk auf dem Platz vor dem Rathaus. Auch dort spielte sich ein wichtiger Teil des Krönungsrituals ab, in dem die weltlichen Kurfürsten die Diener der Kaiser waren. Der Erbmarschall z.B. schwang sich aufs Pferd, ritt zu einem Haferhaufen und füllte ein Gefäß mit Getreide, während der Erbschenk den an diesem Tag aus dem Justitiabrunnen fließenden Wein schöpfte, um ihn dem neuen Herrscher zu kredenzen. Für die Gruppe der Aka55plus endete der Krönungsweg an eben diesem Brunnen, allerdings floss diesmal nur Wasser. Der von Krönung zu Krönung verschönerte Kaisersaal konnte leider nicht besucht werden, der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt hatte  dort eine Veranstaltung. Der letzte königliche Besuch im Kaisersaal war  die Queen Elisabeth II. Im Jahre 2015. Also fand der Abschluss im Römer-Bembel, einem urigem Lokal auf dem Römerberg statt, beim sauer oder süß Gespritzten, gut ausgewählt von Erwin Fendrich.

Text: Sigrid Geisen    / Foto: Werner Nüsseler