... an einem geschichtsträchtigen Ort
Alles begann 2010 mit Briefe schreiben! Nachdem man sich so bekannt gemacht hatte, kam die Einladung nach Starachowice. Es war eine herzliche Begegnung.Die Gegeneinladung erfolgte ein Jahr später zum Heinerfest und es folgten weitere Treffen in Deutschland und in Polen, Aka55+ im Austausch mit UTW (Uniwersytetu Trzeciego Wieku) in Starachowice.
In diesem Jahr trafen sich in der Stadt Zamosc 24 Deutsche und 17 Polinnen.
Zamosc ist eine Stadt im südöstlichen Teil Polens. Im Gasthaus „Alfred“ wurden wir von Jola Lodej, der Deutschlehrerin der polnischen Gruppe mit einem schmackhaften Mittagessen empfangen. Vor dem Hotel Renesans im Zentrum der Stadt fand dann die herzliche Begrüßung all derer statt, die sich schon kannten oder sich neu kennen lernten. Kaum angekommen gingen die ersten Erkundungen los. Die Stadtführerin Bogumila führte uns zunächst zur im 16. Jh. erbauten Festung, einer Wehrmauer mit 7 Bastionen.
Die polnische Gruppe hatte wieder ein ganz tolles Programm organisiert. Beim gemeinsamen Pfannkuchenessen kamen auch die „Neuen“ schnell ins Gespräch.
Am nächsten Tag ging es dann richtig zur Sache, wir hatten ja nur zwei volle Tag für gemeinsame Unternehmungen. Wir trafen uns zur Stadtführung. Die Altstadt von Zamosc, eine Planstadt der Renaissance des späten 16. Jh., gilt als das „Padua des Nordens“ und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Äußerst beeindruckend und sehenswert: die Kathedrale. Am Großen Markt fallen vor allem die bunten armenischen Häuser auf. Zamosc wurde als multinationale Kaufmannsstadt für Polen, Armenier, Griechen und Juden konzipiert, es gab lange Zeit ein friedliches Miteinander der Völker und Religionen. „Jeder sprach seine Sprache und niemanden störte das“ erklärte uns Bogumila.
Leidvolles musste die Stadt unter den Nazis erleben. Die Aktion Zamosc war ein ab 1941 unternommener Versuch Heinrich Himmlers, die Stadt und ihr Umland gewaltsam zu „germanisieren“. Die dort lebende Bevölkerung wurde teils vertrieben, teils ermordet. Kinder wurden von ihren Eltern getrennt. Die Nazis vertraten die Meinung „Die Stadt gehört uns, die Steppe und die Wälder euch.“ Bereits am 11. April 1942 wurden 3000 Juden aus Zamosc ins nahegelegene Vernichtungslager Belzec deportiert, in dem 1942 über 500000 Menschen 1942 ermordet wurden. Heute befindet sich in Belzec eine Gedenkstätte.
Die Synagoge in Zamosc ist Zentrum für die Geschichte der Juden in der Stadt und Umgebung.
Reichlich erschöpft erreichten wir spät am Abend Starachowice.
Am nächsten Tag besuchten wir den größten Feuersteinabbau (Bänderfeuerstein) der Welt in Krzemionki und gingen durch vorgeschichtliche Gruben auf recht kommoden Wege. Für die spezialisierten Bergleute früher war das Vorankommen sehr viel mühsamer. Die Höhe der Abbaukammern lag zwischen 0,55 und 1,20 Metern.
Beim gemeinsamen Mittagessen wurde viel geredet und Berge von Pierogi aufgetischt, kaum eine schaffte die Portion.
Der Abschlussabend fand auf dem städtischen Museumsgelände beim Lagerfeuer statt. Die Aka-Gruppe wurde herzlichst empfangen. Hier gab es viel Platz zum Essen und Trinken, Lachen und Reden, Singen und Tanzen. Die Aka-Mitglieder ließen sich von den Gastgeberinnen verwöhnen: Mit Bigos, Stockwurst am Lagerfeuer, Bier und natürlich Wodka. Lieder in beiden Sprachen und gemeinsame Tänze, begleitet vom Akkordeonspieler, rundeten den heiteren Abend ab. Die Stimmung war bestens.
Einstimmig erfolgte der von allen Teilnehmer/-innen geäußerte Wunsch: Dieser Austausch wird fortgesetzt!
Sigrid Geisen