Im Oktober 2018, während einer Odenwaldwanderung, schlug Erwin Fendrich vor, mit der Aka die Alpen zu überqueren. Schnell wurde aus der Idee Realität. Bis Anfang Dezember 2018 buchten fünf Frauen und sechs Männer dieses Abenteuer.
Ab Juli 2019 wurde im 14-tägigen Rhythmus ein Wandertraining für die Alpenüberquerer durchgeführt.
Am 26. August fuhren wir mit dem Zug von Darmstadt über Aschaffenburg und München nach Tegernsee. Im Hotel angekommen starteten wir zu einer kleinen Eingewöhnungstour über den Tegernseer Höhenweg zum „Herzoglichen Bräustüberl“.
Am zweiten Tag wanderten wir durch landschaftlich abwechslungsreiche und schöne Gegenden von Rottach Egern nach Wildbad Kreuth. Anschließend ging es zum Tegernsee. Rd. 20 km liefen wir in etwa 5 Stunden. Ein Fährmann mit seinem Holzboot ruderte uns in wenigen Minuten nach Rottach-Egern zurück.
Unsere eigentliche Wanderung begann erst am dritten Tag. Ein Shuttlebus brachte uns und weitere 40 Personen - überwiegend Rentner - zum Ausgangspunkt nach Wildbad-Kreuth. Durch einen Mischwald ging es immer bergauf, über Wurzeln, Felsen und kleine Steige. Bis zur urigen Blaubergsalm (1540m) mussten wir 850 Höhenmeter überwinden. Dann gings nur noch bergab und schien nicht enden zu wollen. Die letzten Kilometer brachte uns ein Linienbus zu unserer nächsten Unterkunft in Achenkirch.
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderte unsere nächste Wanderung, die uns am Achensee entlang führte. Eine Herausforderung, obwohl der Weg an den schwierigsten Stellen mit Stufen und Handläufen gesichert ist.
Von Pertisau schipperten wir mit dem Linienschiff nach Maurach. Vorbei an der historischen Achensee Dampf-Zahnradbahn wanderten wir in den Ortskern. Von dort aus fuhren wir mit dem Linienbus und der Zillertalbahn zu unserem nächsten Quartier in Fügen. Die Zillertalbahn besteht seit 1902 und wird ab 2020 klimaneutral mit Wasserstoff betrieben, mit dem in Brennstoffzellen Strom erzeugt wird.
Hochfügen war unser Ziel am fünften Tag. Eine Seilbahn brachte uns zum Spieljoch (1862m). Spätestens hier konnten wir feststellen, dass wir uns in einem riesigen Skigebiet befanden, Ski-Lifte und Schnee-Kanonen soweit das Auge reichte. Unser Weg führte uns über Steige und schmale Pfade in Richtung Gartalm. Auf dem Weg nach Hockfügen begegneten wir immer wieder Wanderern, die wir schon kannten. So kamen wir auch mit einer 80-jährigen Frau aus Hamburg ins Gespräch. Sie war alleine und bewältigte diese Tour mit einer gewissen Leichtigkeit. Da wir überwiegend im freien Gelände liefen, konnten wir immer wieder das eindrucksvolle Panorama genießen.
Etwa 70 Kühe überquerten unseren Weg zur „Rastkogelhütte“ und einige aus der Gruppe hatten ein mulmiges Gefühl, als wir nahe an den Tieren vorbei gingen. An der „Rastkogelhütte“ (2117m) angekommen, konnten wir beobachten, wie ein Gleitschirmflieger sich auf einen Flug vorbereitete und anschießend davonflog. Richtung Melchboden über Arbiskopf wählten wir die schwierigste Passage, was uns unsere konditionellen Grenzen aufzeigte. Jedoch sollte uns der wunderbare Ausblick für alle Strapazen entschädigen. Anschließend brachte uns ein Linienbus zum Hotel in Mayrhofen.
Bei klarem Wetter fuhren wir mit dem Bus zum Schlegeis-Speichersee (1800m). An Latschenkiefern, Zirben und Almwiesen vorbei und über riesige Felsbrocken wanderten wir über die Lavitzalm zum Pfitscherjochhaus auf 2275 Meter Höhe. Dort machten wir unsere Mittagsrast. Nach einer anstrengenden Wanderung erreichten wir gegen 16:30 Uhr unsere Unterkunft in St Jakob. Manch einer aus der Gruppe meinte: „Für diese Anstrengungen bezahlen wir auch noch“.
Am letzten Tag unserer Wanderung regnete es den ganzen Tag. Einige von uns entschieden sich deswegen mit dem Bus nach Sterzing zu fahren. Die übrigen wanderten durch Mischwald und über Wiesen zum Ziel. Die Busfahrt war die bessere Variante.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit der Rosskopfbahn auf den Freizeitberg „Rosskopf Monte Cavallo“. Eine klare und weite Sicht erwartete uns dort. Es war einfach ein eindrucksvoller Abschluss unserer schönen und erfolgreichen Wandertour.
In Sterzing wieder angekommen, konnten wir einen Oldtimer Lancia Aurelia B24 Spider „Amerika“ bewundern. Der Besitzer bot uns diese Karosse für preiswerte 1,5 Mio € zum Kauf an. Doch wir entschieden uns, unser Geld lieber für andere Dinge auszugeben.
Nun hieß es Abschied nehmen von einer hervorragend organisierten Wandertour. Hier wollen wir uns besonders bei unserem Tour-Leiter Erwin Fendrich bedanken.
Dieter Friedrich