Eine Hommage an einen „genialen Zeichner und Europäer“
Der Referent Helmut Linke begrüßte das Publikum im Vortragssaal mit „Auch Tomi Ungerer hätte sich über den guten Besuch gefreut.“ Freuen konnten sich auch die Zuhörenden über einen spannenden und humorvollen Vortrag mit zahllosen Beispielen von Ungerers vielfältiger Zeichenkunst. Es wurde viel gelacht an diesem Abend, an dem der im Februar dieses Jahres verstorbene Künstler gewürdigt wurde.
Tomi Ungerer, als Jean-Thomas Ungerer am 28. November 1931 in Straßburg geboren, verbrachte seine Kindheit in dem von den Deutschen annektierten Elsass und begann schon früh in seinen Zeichnungen mit seinem Protest. Hier wurden die Grundlagen für seinen Einsatz für Frieden und Freiheit gelegt.
Er verpatzte die Reifeprüfung, trampte dafür durch ganz Europa und veröffentlichte erste Zeichnungen. Die Schule bescheinigte ihm „pervers und subversiv“ zu sein. Ungerer setzte sich gegen Unterdrückung jeglicher Art ein: gegen Faschismus, gegen Rassismus, gegen Sexismus. In New York begann sein unaufhaltsamer Aufstieg als Illustrator, Kinderbuchautor, Zeichner und Maler. Seine Bilderbücher, etwa „Die drei Räuber“ oder „Der Mondmann“, sind moderne Klassiker. In New York prangerte er vor allem die Scheinheiligkeit der „upper class“ an und machte sich damit nicht beliebt. 1971 verließ er New York und widmete sich in Kanada dem Landleben. 1976 zog Tomi Ungerer endgültig nach Irland und er lebte abwechselnd hier und in Straßburg. Er starb am 9. Februar 2019 in Cork.
Helmut Linke rollte das Leben Ungerers anhand seiner Bücher auf. Er zeigte den Zuhörer/-innen einen äußerst fleißigen und sich einmischenden Zeichner und Karikaturisten, so „Das große Liederbuch“ mit seiner wunderschönen Bebilderung, „Erotoscope“ mit hocherotischen Zeichnungen und bitterbösem Humor. „Die Party“ zeigt die Gier nach Macht, Geld und Sex. Besonders schön sind die Kinderbücher. Den Text von „Die drei Räuber“ trug der Referent zu den Bildern vor und erntete damit großen Beifall. Die Bücher „Katzen“ oder „Schutzengel der Hölle“ sind weitere Beispiele von Tomi Ungerers ungeheurem Zeichentalent, von dem Helmut Linke nur einen „schmalen Ausschnitt“ zeigen konnte. Wer Lust hatte, konnte sich weiter an dem gut sortierten Büchertisch informieren und das Gehörte vertiefen. Es war ein sehr schöner Abend, herzlichen Dank an Helmut Linke.
Viel Interessantes ist auch im Tomi Ungerer - Museum in Straßburg zu finden. Dort wird nach Angaben von Helmut Linke wirklich alles aus dem Leben Ungerers aufgehoben. Vielleicht kann das mal Ziel einer Aka-Reise sein. Viele Zuhörer/-innen würden sich sicher freuen.
Sigrid Geisen