ist das Thema des Referenten Dr. med. Adal Saeed, einem renommierten Spezialisten auf dem Gebiet der Proktologie und Koloproktologie, im gut besuchten Vortragsraum der Aka55plus. Dr. Saeed arbeitet in der Praxisklinik Strack in Darmstadt. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten gehören bösartige Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen und funktionelle Störungen. „Die Hose runterlassen für einen guten Zweck“. Mit diesem Slogan wird für Vorbeugung und Früherkennung von Darmkrebs durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) geworben.

Die Krankenkassen zahlen Koloskopien seit 2002. Männer können sie ab dem Alter von 50 Jahren, Frauen ab dem Alter von 55 Jahren zweimal in Anspruch nehmen. Sie ist eine wichtige Ergänzung neben der Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt und dem okkulten Bluttest im Stuhl. Aber nur 20 bis 30% der Deutschen gehen zur Darmspiegelung. Sie sollte in der Regel alle 8 bis 10 Jahre erfolgen. Wenn es in der Familie schon Darmkrebserkrankungen gab oder man an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leidet, besteht ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs.

Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten. In Deutschland erkranken 60 000 Menschen jährlich neu. Darmkrebs ist derzeit die dritthäufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen und Männern in Deutschland, wie aus den Daten der deutschen Krebsregister hervorgeht. Darmkrebs entsteht fast immer aus Darmpolypen. Die meisten Polypen bleiben klein und harmlos. Manche wachsen aber über Jahre, und einige werden bösartig. Darmkrebs entsteht fast immer im Dickdarm, nur ca. 1 % im Dünndarm.

Was passiert bei einer Darmspiegelung? Dr. Saeed erklärt die Untersuchung anhand von Schaubildern sehr genau und versucht Ängste abzubauen. Eine große Darmspiegelung (Koloskopie) kann ambulant durchgeführt werden. Der Darm muss vollständig entleert sein, damit die Schleimhaut gut einsehbar ist. Zur Vorbereitung gehören Fasten und eine spezielle, abführende Trinklösung. Für die Untersuchung wird eine Kurznarkose oder ein Beruhigungsmittel empfohlen, man kann aber auch darauf verzichten. In der Regel tut eine Darmspiegelung nicht weh, sie kann jedoch als unangenehm empfunden werden, so Dr. Saeed. Eine Ärztin oder ein Arzt untersuchen den gesamten Dickdarm mit einem sogenannten Koloskop. Dies ist ein etwa fingerdicker, biegsamer Schlauch mit Lichtquelle und Kamera am Ende. Er wird in den After eingeführt und schrittweise bis zum Dünndarm vorgeschoben. Beim Zurückziehen des Instruments werden Dick- und Enddarm auf verdächtige Schleimhautveränderungen untersucht. Werden dabei auffällige Wucherungen (Polypen) entdeckt, können diese während der Darmspiegelung entfernt und Gewebeproben entnommen werden. Mögliche Krebsvorstufen können sich dann nicht mehr zu bösartigen Tumoren weiterentwickeln.

Man kann etwas gegen Darmkrebs tun, bevor er überhaupt entsteht. Darmkrebs ist eine Volkskrankheit, zugleich aber Tabuthema. Jährlich erkranken weltweit etwa 1,4 Millionen Menschen neu an Darmkrebs. Und das, obwohl 90% der Darmkrebserkrankungen durch rechtzeitige Entdeckung und Entfernung von Polypen vermeidbar wären. Die Anzahl der Erkrankungen steigt und ist nicht auf das Alter beschränkt. Experten schätzen, dass sich die Darmkrebsrate halbieren ließe, wenn Menschen gesünder leben: Gesunde Ernährung und Bewegung. Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zum Aufbau der Darmflora schaden wahrscheinlich nicht, aber ihr Nutzen ist fraglich. Die Datenlage dazu ist nicht gesichert und nicht einheitlich. Sie werden intensiv beworben, aber es gibt keine Wunderdroge und keinen Grund diverse Tabletten in diesem Bereich zu nehmen, so der Referent.

Im Anschluss an den äußerst informativen Vortrag beantwortet D. Saeed die vielen Fragen der interessierten Teilnehmenden.

Sigrid Geisen