Beim Vortrag von Hans-Rainer Hintner glaubte man, das wilde Meer schäumen zu sehen

Erstaunlich, dass Hans-Rainer Hintner nie von Berufs wegen zur See gefahren ist. Sein Herz gehört den Schiffen und dem Meer, und bei der Akademie 55plus erzählt er immer wieder gern – und immer wieder gern gehört – von einem der ältesten Verkehrsmittel der Menschheit. Sein Vater hatte ihm oft von seinen Erlebnissen bei der Kriegsmarine erzählt. Zwar verdiente Hintner sein Geld mit einem Bürojob, was ihn aber nicht daran hinderte, viele Urlaube auf See zu verbringen. Natürlich hat er einen Segelschein.

In seinem Vortrag „Unter weißen Segeln“ zeigte er anhand von Lichtbildern, wie sich der Schiffsbau im Lauf der Jahrhunderte vom muskelkraftbetriebenen Ruderboot zum Schiff mit Brennstoffzellenantrieb weiterentwickelt hat. Er erinnerte an Thor Heyerdal, den norwegischen Experten für Experimentalnautologie, der Schiffe aus Balsaholz und Schilf baute und damit nachwies, dass Schiffsverbindungen zwischen den Kontinenten schon vor Kolumbus möglich gewesen waren.

Warum konnten sich die Großsegler im Handelsverkehr behaupten, obwohl es schon Dampfschiffe gab? Wegen ihrer größeren Lagerkapazität. Denn die Dampfschiffe mussten früher viel Kohle bunkern, weil sie sich nicht in jedem Hafen damit versorgen konnten. Auch war für den Kohlebetrieb ein großer personeller Aufwand nötig. Die modernsten Schiffe sind heutzutage mit Flettner-Rotoren ausgestattet. Das sind rotierende, an Schornsteine erinnernde Zylinder, die der Windströmung ausgesetzt sind und die Wirkung eines Segels haben.

Mit Freunden hat Hintner viele Törns unternommen: fünfmal segelte die Crew in Holland, dreimal in Jugoslawien und Mallorca, zweimal in Italien und der Türkei, einmal in Kroatien und der Karibik. Die eindrucksvollen Fotos, die bei diesen Ausflügen entstanden sind, weckten beim Aka-Publikum das Fernweh.

Ein besonderes Erlebnis für Hintner war es, als zahlendes Besatzungsmitglied auf dem russischen Segelschulschiff MIR mitzufahren, auf dem der seemännische Nachwuchs für die russische Handelsmarine ausgebildet wird – zur Zeit 140 Kadetten. Dazu zeigte er Fotos von den engen Schlafkojen und dem rustikalen Speiseplan. Nichts für Feinschmecker, aber zum Sattwerden reichte es. An den Schiffsübungen, bei denen viel Muskelkraft gefragt war, musste sich das „zahlende Besatzungsmitglied“ übrigens nicht beteiligen.

Am 21. Februar folgt der zweite Teil des Vortrags „Unter weißen Segeln“, ebenfalls im Aka-Vortragsraum, Beginn: 16 Uhr.

Petra Neumann-Prystaj