Aka-Veranstaltung mit der Leiterin der JVA Weiterstadt: Einblicke in das Leben hinter Gefängnismauern

Die Juristin Jutta Staudt-Treber ist verantwortlich für die mit 613 männliche Strafgefangenen belegbare JVA Weiterstadt und Dienstvorgesetzte von 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von denen 213 im allgemeinen Vollzugs- und Verwaltungsdienst tätig sind. „Das hört sich nach viel Personal an, ist es aber gar nicht“, sagt die Fünfzigjährige, die die JVA Weiterstadt seit fünf Jahren leitet.

Mit einem so großen Interesse an einem Vortrag über die Justizvollzugsanstalt vor den Toren Darmstadts hatte Aka-Kursleiter Dieter Friedrich nicht gerechnet. Wegen der starken Nachfrage soll es – allerdings im Rahmen der Reihe „Aka im Gespräch“ - im zweiten Halbjahr 2020 eine zweite, diesmal öffentliche Aka-Veranstaltung mit Jutta Staudt-Treber in einem größeren Saal geben.

Viele Zuhörerinnen und Zuhörer nutzten die Chance, ihre Fragen rund um die Lebensverhältnisse im Gefängnis mit einer Fachfrau erörtern zu können. Sechzehn Haftanstalten gibt es in Hessen, aber die Weiterstädter JVA ist die größte unter ihnen und gehört zu einer der Anstalten, mit der höchsten Sicherheitsstufe. Hier verbüßen erwachsene Männer, die u.a. Gewalt- und Sexualdelikte begangen haben, ihre Freiheitsstrafen. Der in mehrere Bereiche untergliederte Gebäudekomplex konnte erst 1997 in Betrieb genommen werden, weil die Rote Armee Fraktion den nach modernen Erkenntnissen konzipierten Bau 1993 kurz vor der Eröffnung mit Sprengstoff zerstört hatte.

Die JVA Weiterstadt wurde als Untersuchungshaftanstalt errichtet, um die ehemalige Untersuchungshaftanstalt in Frankfurt zu entlasten. Nach deren Eröffnung wurde die JVA Weiterstadt zu einer Strafhaftanstalt umgewidmet, die jedoch noch für die Untersuchungshaft des Landgerichtsbezirks Darmstadt zuständig ist. In der zentralen Einweisungsabteilung wird für die Gefangenen mit entsprechend langen Haftstrafen entschieden, in welchem hessischen Gefängnis die verurteilten Männer untergebracht werden.

Zweierlei Ziele werden mit der Haft verfolgt: Zum einen sollen die Gefangenen lernen, ein straffreies Leben zu führen (Resozialisierung), zum anderen soll die Gesellschaft vor ihnen geschützt werden (Sicherung). Worin denn nun die eigentliche Strafe bestehe, wollte ein Mann aus dem Publikum wissen. Die Antwort: Aus dem Entzug der Freiheit!

Dass Gefangene in Hessen zur Arbeit verpflichtet sind, welche Arbeiten in den Werkbetrieben gefertigt werden und wie die Entlohnung erfolgt, wurde ebenso angesprochen, wie auch die Möglichkeit weiterer Ausbildungsgänge.

Petra Neumann-Prystaj