Engelbert Jennewein berichtete bei der Aka von seinen Reisen durch Sri Lanka, das für ihn trotz einiger Schattenseiten ein „Wohlfühlland“ ist

Die vom indischen Ozean umgebene Insel Sri Lanka (früher: Ceylon) ist mit ihren 65.610 Quadratkilometern etwas kleiner als Bayern. Auf dieser „schönen Insel“, so die Übersetzung, leben 23 Millionen Einwohner, die nur zwei Jahreszeiten kennen: den Nordost- und den Südwest-Monsun. Sri Lanka ist ein Urlaubsziel für alle, die dem deutschen Winter entfliehen und dem Buddhismus begegnen wollen.

Während seines dreimonatigen Auslandsstudienaufenthaltes im Jahr 1981, der von der Carl-Duisberg-Gesellschaft gefördert wurde, schloss Aka-Referent Engelbert Jennewein erste Bekanntschaft mit Sri Lanka. Er war voller Neugier und wollte das für seine Tempel und seinen Tee berühmte Land in Tuchfühlung mit der Bevölkerung so gut wie möglich kennenlernen. „Die Begegnung mit den Menschen kann einem sehr viel geben“, sagte er bei seinem Vortrag bei der Akademie 55plus. Er erlebte die Einheimischen entspannt und gelassen, was vielleicht auf ihre Religion, den Buddhismus, zurückzuführen ist. Für Jennewein ist Sri Lanka ein „Wohlfühlland“, eine „seelische Tankstelle“.

Als er die Insel zum Jahreswechsel 2018/2019 ein weiteres Mal besuchte, diesmal mit seiner Familie, und mit ihr in 18 Tagen mit Bus, Zug und Taxi zu acht verschiedenen Orten reiste, stellte er fest, dass die Städte touristischer geworden sind und der Nationalismus sich verfestigt hat. Mit Englisch konnte sich die Familie gut mit den Einwohnern verständigen, es ist die Amtssprache. 95 Prozent der Bevölkerung gelten als alphabetisiert, es gibt 13 Universitäten.

Der Bürgerkrieg zwischen Tamilen – Indern, die von den Engländern als Teepflücker ins Land geholt worden waren – und den Singhalesen dauerte von 1983 bis 2009 und hinterließ Spuren. Tamilen, erkennbar an ihrer dunklen Hautfarbe, machen heute nur etwa 11 Prozent der Bevölkerung aus. Die meisten von ihnen sind Hindus. Zerstörungen, die der Tsunami von 2004 hinterließ, sind inzwischen beseitigt, aber der Schock wirkt nach.

Auf der „Perle im Ozean“ sind inzwischen viele Ethnien heimisch geworden, was Jenneweins Porträtfotos gut zum Ausdruck brachten. Portugiesen, Holländer und Engländer haben Sri Lanka geprägt, und neuerdings erkaufen sich die Chinesen wirtschaftliche Macht: Sie bauen den größten Hafen, Hambantota, und verfolgen die Strategie, das wirtschaftlich schwache Land zum Verkehrsknotenpunkt zu machen.

Vom „Wohlfühlland“ von 1981 ist immer noch etwas übriggeblieben. Buddha-Statuen rufen an fast jeder Ecke zu Meditation und Achtsamkeit auf. Im Tempel Dalada Maligawa von Kandy, der im zentralen Bergland gelegenen viertgrößten Stadt Sri Lankas, wird ein angeblicher Backenzahn Buddhas (er soll um 400 vor Christus gelebt haben) so sehr verehrt wie die Kaaba in Mekka. Majestätisch erhebt sich über dem grünen Urwald eine Insel aus Stein bei Sigiriya. Ihre 185 Meter hohen steilen Wände erscheinen unbezwingbar. Oben, auf dem Plateau, befinden sich die Reste einer erst 1828 von Archäologen wiederentdeckten uralten Festung. Touristen erreichen sie über tausende von Stufen und Treppen, müssen für dieses Privileg aber ordentlich Eintrittsgeld bezahlen.

Jennewein zeigte herrliche Aufnahmen von der vielfältigen Tierwelt in den Nationalparks, verschwieg aber auch die Schattenseiten Sri Lankas nicht: den gleichgültigen Umgang mit Schmutz, Müll, Chemie. Ein großes Problem ist die Korruption. Transparency International stuft das Ayurveda-Land auf Rang 93 (von 180 Ländern) ein. Zum Vergleich: Deutschland liegt gleichauf mit Luxemburg auf Rang 9.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj