foerster1Das waren nur drei von vielen Themen, die auf einem Spaziergang mit dem Förster Matthias Kalinka im Bessunger Forst behandelt wurden. Und sollte irgendeiner der Aka-Teilnehmer noch das Bild vom Silberwald-Förster Rudolf Lenz im Kopf gehabt haben – fescher Tiroler Hut, umgeschnalltes Gewehr, Trachtenjacke – dann war es mit dem Auftreten von Matthias Kalinka, seines Zeichens Bereichsleiter Dienstleistung/Hoheit beim Forstamt Darmstadt schlagartig klar: Hier hat sich einiges geändert seit dem Försterbild im Heimatfilm der 50er Jahre, wo oberstes Ziel die Jagd auf den Wilderer war. Im Zeitalter der Klimakatastrophe sind andere Themen wichtig geworden, auch und gerade im Wald.

In früheren Jahrhunderten  wurde er als Sehnsuchtsort der Deutschen in Gedichten, Romanen oder in der Musik gefeiert. Die „deutsche Eiche“ galt als Symbol für Stärke schlechthin. Heute ist der Wald zwar auch noch ein Ort für Erholung  und Freizeit, darüber hinaus aber  z.B. ein Wirtschaftsfaktor (Holzverkauf) ein Klimaschützer ( CO2-Senkung), ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen, ein Schutz vor Hochwasser und noch viel mehr.

Wem gehört der Wald? Immerhin bedeckt er fast die Hälfte unseres Bundeslandes, wobei Hessen – zusammen mit Rheinland-Pfalz – das deutsche Wald-Ranking anführt. Und das sind die Besitzer: Gut ein Drittel gehört dem Staat, gefolgt von den Kommunen. Immer noch ein Viertel allerdings ist in Privatbesitz. Insgesamt sind es in und um Darmstadt 14.555 Hektar, die vom Forstamt betreut werden. Acht Försterinnen und Förster mit insgesamt 30 Mitarbeiter/innen sind hier tätig. Und noch eine interessante Zahl: Jeder Bürger verbraucht pro Jahr 1,3 Kubikmeter Holz – z.B. in Form von Klopapier, Zeitungen oder der Anschaffung von Möbeln.

foerster4Jede und jeder darf zwar den Wald betreten, Pferde und Hunde inklusive, aber es gibt Ge- und Verbote, die an vielen Stellen den lesekundigen Besuchern klarmachen, was nicht erlaubt ist. Pferde dürfen sich auf befestigten Wegen tummeln, Hundes sollen unbedingt angeleint werden, Häuser dürfen dort nicht gebaut und Naturschutzgebiete nicht betreten werden. Neuerdings gibt es immer mehr solcher Tafeln mit Piktogrammen, denn offensichtlich wollen viele Menschen das Kleingedruckte im Wald nicht lesen.

Trotz des etwas verregneten Sommers 2021 ist der Waldboden immer noch zu trocken, weil die beiden Vorgängerjahre extrem trocken und heiß waren. Statt der kontinuierlichen Feuchtigkeit, die der Wald braucht, fielen Starkregen und die vier Jahreszeiten werden immer verschwommener. Das fehlende Grundwasser bekommt auf die Dauer nicht allen Bäumen. Die Fichte vertrocknet schnell, am besten kommt die Eiche damit zurecht. Aber auch die Stürme aus vergangenen Jahren haben ihre Spuren hinterlassen und viele umgefallene Bäume erinnern an „Kyrill“ und Co. Dass sie nicht alle abtransportiert werden, ist eine bewusste Entscheidung, denn tote Bäume sind Nahrungsquelle und Lebensraum vieler Tiere. Der Hirschkäfer z.B. nutzt sie zur Eiablage und Spechte bauen im abgestorbenen Holz ihre Höhlen. So entstehen Naturwälder (besonders eindringlich im Kranichsteiner Forst).

foerster3Viel Geld könne man übrigens mit dem Holz nicht verdienen, meinte Matthias Kalinka . Wetterkapriolen und Käferbefall machen oft einen Strich durch die Rechnung.  Allerdings kann man anhand der Rinde erkennen , wie wertvoll das Holz sei. Eine sehr glatte Rinde an einer Eiche – unten – verspreche schon mal 2000 Euro Gewinn. Aber so glatt geht es dann meistens doch nicht…

Ebenfalls  Geld verdienen könne man mit der Jagd, die allerdings primär einen anderen Zweck habe. „Die Jagd gehört dazu“, sagte Kalinka. Ein Förster müsse in der Lage sein, ein Tier zu töten. Und er müsse das gut machen. Angesichts der Wildschweinplage in einigen Teilen Darmstadt stieß diese Aussage nicht auf Widerspruch. Verwundert war man jedoch, dass es hier einen eigenen Stadtjäger für Wildschweine gibt.

foerster3Während  die Keiler und andere Waldtiere getötet werden dürfen – Stichwort          „ausgewogener Wildbestand“ – ist dies beim kürzlich wieder eingewanderten Wolf streng verboten. Frage an den Experten: „Kommt der bald in unsere Gegend?“  Das ist wahrscheinlich, denn im Odenwald wurde er schon gesichtet und bis dahin hat er ja schon einige hundert Kilometer zurückgelegt. Und was tun, wenn er einem plötzlich begegnet? Das sei sehr unwahrscheinlich, aber:  Auf keinen Fall weglaufen, so der Rat des Försters, denn das schaffe man sowieso nicht. Heikles Thema…

Zum Schluss gab es noch eine besondere Begegnung. Am Rande der wunderschönen Scheftheimer Wiesen begrüßte uns Försterin Monika Goebel, die Zuständige Für Natur- und Artenschutz. Sie war unterwegs in Sachen „Ameisenbläuling“, einem seltenen, geschützten Schmetterling. Um seinen Lebensraum zu erhalten wurde die Pflegemahd der  Wiesenränder zeitlich angepasst.

Apropos: Dieses Naturschutzgebiet mit seiner Artenvielfalt ist immer wieder ein Juwel, zu jeder Jahreszeit. Die eingangs zitierten Waldromantiker hätten es bestimmt in einem Gedicht gewürdigt.

 

Text: Heidrun Bleeck

Fotos: Thomas Werner