Rückenschmerzen bei Osteoporose

erklärte Prof. Dr. Michael Wild, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfall – und Handchirurgie am Klinikum Darmstadt, sehr anschaulich. Im Anschluss an den Vortrag hatten die sehr interessierten Zuhörer/-innen die Möglichkeit, ihre vielen Fragen zu stellen, die gründlich und kompetent beantwortet wurden.

Insbesondere im fortgeschrittenen Alter handelt es sich bei Rückenschmerzen - so der Referent - häufig um Osteoporose (Knochenschwund).

6 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen, aber nur bei etwa der Hälfte ist die Osteoporose bekannt. Es besteht ein erhöhtes Knochenbruchrisiko durch den Abbau der Mikroarchitektur des Knochens. Mit Fotos veranschaulichte der Referent diesen Prozess, bei dem das Verhältnis von Knochenaufbau und -abbau gestört ist. Dadurch nimmt die Knochenmasse ab und wird porös. Die Körpergröße kann sich verringern und die Wirbelsäule wird gebogen („Witwenbuckel“). Am häufigsten tritt ein Wirbelbruch bei Osteoporose am Brustwirbelkörper oder in den Bereichen zwischen der Brustwirbelsäule und dem Übergang zur Lendenwirbelsäule auf.

Die Ursachen einer Osteoporose sind vielfältig: Krankheiten, Bewegungsmangel, Ernährung, Medikamente, Hormone, genetische Disposition oder Alter. Mit zunehmendem Alter ist ein gewisser Verlust an Knochenmasse durchaus normal. Gefährlich wird es, wenn dieser Verlust über ein normales Maß hinaus ansteigt.

Die Diagnose erfolgt über die Knochendichtemessung, die Aufschluss über den Zustand der Knochen gibt. Sie ist aber nach Prof. Wild allein nicht ausreichend für eine Diagnose.
Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) sind ergänzende bildgebende Verfahren. Die Deformität der Wirbelkörper wird in 3 Graden angegeben. Bei Grad 3 liegt der Mineralgehalt der Knochen erheblich unter dem Durchschnittswert und es liegen mehrere Wirbelkörperfrakturen vor.

Manchmal brechen bei Osteoporose Wirbelkörper langsam in sich zusammen. Die Betroffenen merken nichts davon. Diese schleichenden Brüche werden oft nicht erkannt und bleiben unbehandelt.

Auch akute Wirbelkörperbrüche sind mögliche Anzeichen für Osteoporose. Schmerzen treten hierbei - im Gegensatz zu schleichenden Brüchen -– sehr wohl auf. Zudem ist die Beweglichkeit im Alltag erheblich eingeschränkt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Operation ja oder nein? Bei Wirbelkörpereinbrüchen kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein. Therapieziel ist es immer, das Risiko einer Folgefraktur zu mindern. Bei der sogenannten Vertebroplastie bringt der Chirurg Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper ein. Der Wirbelkörper wird dadurch stabilisiert. Bei einer Kyphoplastie wird der Wirbelkörper zuerst mit einem kleinen Ballon aufgedehnt. Das kann den Knochen etwas aufrichten und erleichtert zudem das Einbringen von Zement. Risiko und Nutzen einer operativen Therapie stehen in einem guten Verhältnis.

Zur konservativen Therapie gehören neben Medikamenten, Sturzprophylaxe, aber auch die Stärkung der Rückenmuskulatur. Sport ist notwendig, wobei zu beachten ist: Alle kontrollierbaren Bewegungen sind eine gute Prophylaxe.

Text: Sigrid Geisen
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