Der in Darmstadt bekannte und beliebte Kinderarzt Dr. Hans Joachim Landzettel engagierte sich nicht nur in seiner Darmstädter Praxis für Kinder und Jugendliche, sondern war auch weltweit engagiert.
In seinem spannendenVortrag erzählte Dr. Landzettel den Akaler/-innen von seinen eigenen Erfahrungen in Afghanistan. Nach einem kurzen Überblick über die leidvolle Geschichte dieses Landes mit über dreißig Ethnien berichtete er von seinen ersten Eindrücken Anfang der 2000er Jahre.

Im Mittelpunkt standen seine Begegnungen mit kriegsverwundeten Kindern in Afghanistan, die zum Teil schwerste Verletzungen durch Granatsplitter und Verbrennungen erlitten hatten. Dr. Landzettel schilderte seine Einblicke in afghanische Familien und lobte ihre große Gastfreundschaft. Er sammelte Spenden, um kriegsversehrten Kindern aus Afghanistan eine operative Behandlung in Deutschland zu ermöglichen. Viele unterstützten ihn: Die behandelnden Ärzte verzichteten auf ihr Honorar. Gastfamilien und ehrenamtlichen Helfer engagierten sich und die Kinder konnten wieder in eine hoffnungsvollere Zukunft blicken. Allen Kindern konnte hier geholfen werden. Die Ärzteinitiative holte zweimal im Jahr schwerverletzte und schwerkranke Kinder nach Deutschland zur Behandlung, da viele Kinder aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung im Lande nicht behandelt werden konnten.

Fotos veranschaulichten die katastrophalen Klinikzustände. Dank vieler Spenden konnte Dr. Landzettel ab 2003 150 Kinder zur Versorgung nach Deutschland holen. Nicht nur Darmstädter Kliniken unterstützten ihn. Kolleginnen und Kollegen von ihm waren in ihrem Urlaub in Afghanistan im Einsatz und organisierten meist ehrenamtlich die Hilfe. Nach seiner Pensionierung war der Darmstädter Kinderarzt in Kabul ärztlich tätig, eine angebotene Klinikleitung wollte er allerdings dort nicht übernehmen.

Dr. Landzettel berichtete, dass das Land über weite Strecken vermint ist, das Spielen draußen lebensgefährlich war und noch immer ist. “Wasser und Strom waren meist rationiert," so der Referent. Aufgrund von katastrophalen hygienischen Verhältnisse litten und leiden die Kinder an schweren Krankheiten.

Dr. Landzettel hat mit anderen Ärzten, Hilfsorganisationen und Regierungsvertretern vor Ort Hilfe organisiert. Medikamente, Babynahrung und weitere Hilfsgüter wurden in ganz Deutschland gesammelt, die noch während des Krieges nach Kabul geflogen wurden. Er bedauerte, dass nur ein winziger Teil der Kriegskosten, die der Westen für Afghanistan bezahlt hatte, für medizinische und humanitäre Zwecke ausgegeben wurde.

Die Schicksale der Menschen in Afghanistan in der aktuellen Situation beschäftigen Dr. Landzettel auch weiterhin und er versucht humanitäre Hilfe zu leisten, z. B. auch Menschen zu helfen, die sich vor den Taliban verstecken müssen und verfolgt werden, weil sie mit westlichen Organisationen zusammengearbeitet haben.

Spendenkonto:
Verein für Afghanistanförderung e.V. Bonn
Bank für Sozialwirtschaft Köln
IBAN: DE46370205000008280000
BIC: BFSWDE33XXX

Text: Sigrid Geisen / Foto: Heidrun Bleeck