Die im Programm angekündigte Fahrt nach Köln zu Museumsbesuchen und Teilnahme an einer Abschiedsvorstellung des Altentheaters fiel leider aus, aber sieben Damen machten sich trotzdem am Sonntag, 9. Oktober 2022 auf die Reise.

7:15 Uhr - Infostand Hbf Darmstadt. Alle Teilnehmerinnen sind pünktlich, warm angezogen und gut gelaunt – man kennt sich!

7:30 Uhr – Anzeige zum Zug nach Mainz: „Heute fahren keine Züge durchgehend nach Mainz. Güterwagenunfall. Nehmen Sie in Groß-Gerau den Bus nach Gustavsburg. Dort weiter mit der Bahn nach Mainz.“

Das geht ja gut los! O.K. wir haben Zeit, das Theater fängt um 15:00 Uhr an, aber den Anschluss an den ICE nach Köln kriegen wir garantiert nicht! Die gute Laune wird durch Unruhe und heftiges Handy-Getippe gemindert.

In GG steht der Zug schon ein paar Minuten, bis -quäk – quäk- eine Durchsage kommt. So – aha – Bus, aber wo bitte ? Lange Gesichter auch bei anderen Gestrandeten. Ein findiger Mensch entdeckt vor dem Bahnhofsgebäude einen klapprigen Bus. Ob er wohl bitte..? „Nein, bis Mainz hab‘ isch kein Auftrag, nur Gustavsborsch.“ Kommentar Sigrid: „So lernen wir unsere Heimat kennen.“

Das Geruckel endet im Irgendwo. Wer war in seinem Leben schon mal in „Gustavsborsch“? Keiner von uns!

Aus dem Klapperbus hopp-hopp zum Bahnsteig, (viel Auswahl gibt es da nicht), wo immerhin das Züglein wartet und uns nach zwei Stationen in Mainz ausspuckt.

Kryptische Lautsprecheraussagen verwirren mehr als dass sie klären. Nicht ganz fahrplankonform, aber fast pünktlich, jedoch eine Stunde später als geplant, mit ausreichend Sitzplätzen, geht die Fahrt weiter bis Köln.

Es ist noch nicht ganz morgenhell. Wir fahren auf der linken Rheinseite. Zarte Nebel schweben über dem ruhigen Fluss; die vielen Burgen und Miss Loreley sind hier und da durch die grau-weißen Schleier zu erahnen. Wie wunderschön!

In Köln erst das Amtliche: Mika stellt sich an, um die einstündige Verspätung und den Verlust der reservierten Plätze zu melden und gleich zwei „Meckerzettel“ mitzunehmen – sicherheitshalber für die Heimfahrt. Vielleicht gibt es was zurück????

Dann stehen Entscheidungen an: kulturell: Für eine Museumsbesuch ist inzwischen die Zeit zu knapp; der Dom lässt das Publikum nur von hinten ein wenig in die Halle gucken, drinnen sitzt nur eine einzige Betende. Sonntag! Also gleich kulinarisch: ein richtig leckeres Essen in einem richtig schönen Restaurant macht garantiert einen richtig glücklichen Bauch! So war es auch!

Inzwischen ist es auch Zeit, zum Theater aufzubrechen. Köln ist nicht Darmstadt – wir Landeier finden uns in den Katakomben der U-Bahn am Dom nicht zurecht, bzw. wissen nicht, wie dem Automaten Gruppen- und Einzelkarten zu entlocken wären. Hier helfen auch die klugen Handys nicht. Aber eine kleine, riesig nette, kugelige Bahnmitarbeiterin auf dem Heimweg erklärt und erklärt, zeigt, tippt auf dem Automaten herum und wartet geduldig, bis die 7 Grauköpfe genügend Münzen zusammengekratzt haben, denn Scheine schmecken dem Kasten nicht. Geschafft! Jetzt kann nichts mehr passieren! JETZT passiert auch nichts mehr!

Chlodwigplatz, Zugweg, Werkstatt-Theater - alles gut.

Während etwa einer Stunde zeigen ungefähr zwanzig betagte Darsteller, was sie zum Thema „Sagen und Schreiben“ zusammengetragen hatten. Es wird gemeinsam getanzt, musiziert, es gibt auch Einzelvorträge. Ein Brief an die Jugend beeindruckt uns sehr. Das ist kein erhobener Zeigefinger, eher ein liebevolles Geleitwort ins Leben.

Wir bewundern die Leistungen der alten Schauspieler, die eine ihrer letzten Aufführungen darboten.

Inzwischen taucht bei den sieben Damen die Frage auf, wie sich wohl die Heimreise gestalten könnte. Kurz: GENAUSO – NUR SCHLIMMER! Oh – Deutsche Bahn!

Mangelhafte, spärliche Auskünfte schon in Köln – was‘n nun? Anhand der Nummer können wir den richtigen Zug bekommen, die Plätze sind reserviert.

Leute, ich kriege es nicht mehr genauer hin. Irgendwie Mainz – Gustavsburg - Groß Gerau

ENDE!!!!

Die Anzeige über dem Bahnsteig sagt, dass der letzte Zug nach Darmstadt schon vor zwei Stunden abgefahren sei. Wie jetzt?

In der nächtlichen Nebelkälte stehen ca. 10 Gestrandete und wissen nicht weiter. Kennt einer den Groß-Gerauer Bahnhof nachts, sonntags, besser: sonntagnachts? Super!

Ein junger Mann mit Fahrrad erreicht eine geheimnisvolle Hotline. „Jaha, Sie müssen sich jetzt selbst ein Taxi nach Darmstadt organisieren, die Kosten einreichen und dann irgendwie die eventuelle Rückzahlung gerecht aufteilen! Es gibt höchstens 80 €!“ Donnerwetter!

Heidi hat Glück, denn eine andere Frau will auch im Taxi nach Weiterstadt. So sind es nur noch 9 Gestalten mit dummen Gesichtern.

Wie durch Zauberei rauscht nach einiger Zeit aus dem Nebel auf dem gegenüberliegenden Gleis ein Kurzzug von Darmstadt ein. Wenn er daherkommt, muss er auch wieder zurück, logisch?

Husch – husch, wie Erdmännchen eilen wir durch den Tunnel und entern den Zug. Große Erleichterung: da steht doch tatsächlich: nach Aschaffenburg über Darmstadt.

Marika Dietrich